Beiträge aus dem "Hochland Kurier"

Neue Kunsthalle am Standort der ehemaligen Wassermühle

1621 existierte im Helfenberger Grund eine Wassermühle, die später als Papiermühle genutzt und im Jahre 1869 von dem Chemiker Eugen Dietrich erworben wurde. Herr Dietrich - mit seiner Frau aus Franken kommend - errichtete auf dem Mühlengrundstück ein Laboratorium, welches später den Namen "Helfenberg" weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt machte. Hier wurden neben dem Heft- und Kautschukpflaster pharmazeutische Präparate neu entwickelt und gefertigt. Aus der einstigen Papiermühle entstand so eine Chemische Fabrik, die Pflaster und andere medizinische Produkte weltweit unter der Bezeichnung "Helfenberger" vertrieb. Mit der Verstaatlichung in den 50er Jahren gehörte die "Chemische" bis Anfang 1990 zu den Dresdner Kamerawerken Pentacon. Aufgrund Vernachlässigung der baulichen Substanz verfiel das einst florierende Werk mehr und mehr und nahm bereits ruinenähnliche Zustände an. Glücklicherweise konnte für das gesamte Areal Mitte der 90er Jahre ein beherzter Investor gefunden werden, der sofort mit der Sanierung und Rekonstruktion der Gemäuer sowie des Geländes begonnen hatte und zugleich schrittweise die Umsetzung eines Konzept verwirklichte, aus dem Gelände einen Kunst-, Design-, Wohn- und Dienstleistungsstandort als Basis für kreative Arbeit zu entwickeln. Eigentümer und zugleich Hauptnutzer des ehemaligen Fabrikgeländes im Helfenberger Grund 8 sind Frau Anke Scherg-Peters und ihre Firma COLOSSEUM Design-Beratungsgesellschaft mbH.

Hier hat mittlerweile auch der 1992 gegründete Dresdner Kunstverein e.V. als Verein in privater Trägerschaft seinen Sitz. Er agiert unabhängig von kulturpolitischen Interessen. War der Verein zunächst mit seiner ersten Ausstellung im Jahre 1996 mit der Präsentation der Werke von Jörg Immendorff noch auf auswärtige Räumlichkeiten im Dresdner Residenzschloss angewiesen, verfügt er nun über eine eigene Kunsthalle. Die Kunsthalle mit 850 m² Ausstellungsfläche auf zwei Etagen im Innenbereich und 300m² Ausstellungsfreifläche befindet sich am Sitz des Vereins und ist seit Dezember 2007 für Bürger und Kunstinteressierte offen.
Bild vergrössern
Bild vergrössern

Der Dresdner Kunstverein e. V. möchte mit seiner Ausstellungstätigkeit den Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst legen und die Auswahl der Künstler nicht nur nach deren Bekanntheitsgrad vornehmen. Er möchte jungen Künstlern und interessierten Kuratoren ein Forum jenseits des institutionellen Kulturbetriebs bieten um interessante, qualitativ hochwertige Ausstellungskonzepte zu verwirklichen. Auch die besondere Lage in einer europäischen Grenzregion soll im Ausstellungsprogramm durch die Zusammenarbeit mit Künstlern der angrenzenden Nachbarländer Polen und der Tschechischen zum Ausdruck kommen.

So präsentieren bereits seit Dezember 2007 die beiden tschechischen Künstler Pavel Mrkus und Daniel Hanzlík mit der Ausstellung "F. A. Q. - Frequently Asked Questions" ihre Arbeiten in der Kunsthalle zum Thema Kommunikation in verschiedenen Ausprägungen. Im Erdgeschoss erwartet dem Besucher eine Projektion mit dem Titel "RSS Feeder", die eine Reflexion des Widerspruchs der Informationsgesellschaft mit ihrer weit entwickelten Technologie der vermittelnden Kommunikations-Antwortsysteme zeigt. Fließende Buchstaben ändern ihr Erscheinungsbild entsprechend der jeweils aktuellen Lautstärke im Raum. Das Thema der Sichtbarkeit der Technik in der Öffentlichkeit vermitteln die Künstler mit ihren Arbeiten im Obergeschoss.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Februar in der Kunsthalle im Helfenberger Grund (Mo.- Fr. von 14:00 bis 18:00 Uhr und Sa. von 11:00 bis 15:00 Uhr) zu sehen und zu erleben.

Weitere Projekte befinden sich bereits in der unmittelbaren Vorbereitung: so eine Gruppenausstellung junger zeitgenössischer chinesischer Künstler unter dem Titel "China in Dresden in China" sowie eine Einzelausstellung des jungen Pirnaer Künstlers Maik Wolf unter dem Titel "Disputed Territory" mit einer Serie von Malereien und fotografischen Arbeiten von Landschaftsbildern und der Darstellung von unversehrter Natur bis hin zu urbanen, vom Menschen vollständig modifizierten Räumen. Weiterhin wird sich Tjorg Douglas Beer mit seinen Installationen, Videos, Skulpturen, Collagen und Fotografien 2008 in der Helfenberger Kunsthalle des Dresdner Kunstvereins e.V. mit einem breiten Themenspektrum präsentieren. Mit der Reihe "AbsolventenDIALOG" soll jährlich eine Doppelausstellung von Absolventen der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Absolventen anderer Kunsthochschulen stattfinden. Diese Ausstellungen sollen gegensätzliche und gemeinsame Ansätze aufzeigen und einen Dialog hervorrufen und somit auch die Partnerschaft zwischen den Kunsthochschulen fördern.

Bild vergrössern Als Begleitprogramm für die jeweiligen Ausstellungen sind Vorträge und Gespräche mit Referenten aus dem Kunstbetrieb und/oder den ausstellenden Künstlern geplant. Der Dresdner Kunstverein e.V. erhofft sich zu kritischen Diskussionen über zeitgenössische Kunst anzuregen und Auseinandersetzung mit dieser zu fördern.

Durch das persönliche Engagement der Mitglieder des Dresdner Kunstvereins e.V., insbesondere seines Vorstandes mit Detlev Peters und Anke Schwerg-Peters an der Spitze, ist mit der Kunsthalle am Standort einer ehemaligen Wassermühle das Schönfelder Hochland um eine weitere "Perle" reicher geworden, die nicht nur für Gäste der Region interessant sein sollte. Der Verein gibt den Besuchern auch gern weiterführende Auskünfte. Aktuelle Informationen sind unter www.dresdner-kunstverein.de nachzulesen.

 

zur Übersicht
Text als pdf:
(0,4 MB)

 

geändert am___ 13-Mär-2009 ____von Jens Mizera