Geschichte

Aus der Geschichte des Schönfelder Hochlandes

von Christian Kunath - Heimatforscher

Das Gebiet der Ortschaft Schönfeld-Weißig umfasst eine Fläche von rund 42 qkm, die identisch mit dem Gebiet des Schönfelder Hochland ist.

Doch das erst seit 1950, als durch die Eingemeindung von Pillnitz nach Dresden eine neue geographische Zuordnung erforderlich wurde. Bis dahin zählten die sich hier befindenden Dörfer zum Pillnitzer Elbgebirge bzw. Elbplateau.

Schönfeld-Weißig wird im Nordwesten von der Dresdner Heide, im Nordosten durch den Kars- und Harthwald, im Südwesten von Triebenberg, Borsberg und dem Elbhang begrenzt. Die durchschnittliche Höhe liegt bei etwa 300 m, aus der mit dem 383 m hohen Triebenberg der höchste Berg Dresdens herausragt.

Die Besiedlung dieses rechtselbischen Höhenzuges setzte um 1150 unter dem Meißner Markgrafen Konrad den Großen ein. Im Auftrag der Burggrafen von Dohna führten Lokatoren (meist begüterte Adlige ihrer Lehnsgeschlechter) fränkische Kolonisten ins Land, die Waldhufendörfer anlegten, ohne dabei auf slawische (sorbenwendische) Bevölkerung zu treffen.

Dabei wurde an strategisch wichtigsten Punkten bereits Land für die noch zu errichtenden Kirchen mit abgesteckt. So in Eschdorf, Schönfeld und Weißig, die als Kirchspielzentren zum Sedes (Sitz) Radeberg im Archidiakonat Nisani gehörten, über den das Stift Meißen Lehenshoheit besaß.

Von Beginn an waren fast alle Dorffluren durch den Kammweg der Hochfläche miteinander verbunden. Dieser, einstmals als Rennsteig aus der Heide kommende Weg, wechselte oftmals seine Bezeichnung. Mit der Wahl Stolpens zum neuen Bischofssitz wurde er ab Mitte des 14. Jahrhunderts zum Stolpischen Weg, eine Verbindung, die Händler und später auch reitende Postboten bis in das 17. Jahrhundert hinein in die Oberlausitz und nach Böhmen führte. Erst mit dem Ausbau der Straße von Dresden nach Budissin (Bautzen), auf ihrem heutigen Verlauf, verlor diese Verbindung ihre überregionale Bedeutung. Schließlich entwickelte sich daraus der Hornweg, der noch heute nahezu unverändert zwischen Gönnsdorf und Rossendorf verläuft.

Bereits im frühen 14. Jahrhundert bildeten sich enge administrative und wirtschaftliche Beziehungen zum mittlerweile als Castrum (Festung) ausgebauten Dresden heraus. So werden dann auch im 1378 aufgestellten Verzeichnis über die Einkünfte Dresdens an Geld und Getreide fast alle zur gleichnamigen Pflege gehörenden Hochlanddörfer aufgeführt.

Bornsberg = Borsberg  
Eschwinstorf = Eschdorf (1317 Ezwinstorf)
Gadelsdorf = Gönnsdorf  
Krywenstorf = Krieschendorf  
Kunstorf = Cunnersdorf (1350 Kunradsdorf)
Papirzcan = Pappritz (1278 Papirzcan)
Richczendorf = Reitzendorf  
Ragkow = Rockau (1350 Rokowe)
Schonenvelt = Schönfeld (1311 Schoninfelt)
Wizzog = Weißig (1235 Wizoch)
Zcazlauwendorf = Zaschendorf  
Zchalewitz = Schullwitz  

Nicht verzeichnet waren:

Eichbusch (1652 Schäffereyn in Eichbüschen)
Helfenberg (1350 Helfenberg)
Malschendorf (1414 Marchschendorff)
Rossendorf (1350 Roslendorf)

Weitreichende Veränderungen der kirchlichen und weltlichen Gewaltenteilung leitete die 1539 nach dem Tod von Herzog Georg im albertinischen Sachsen einziehende Reformation ein. Die Säkularisierung katholischer Vermögenswerte stärkte sowohl die Position der Landesherren als auch der evangelischen Kirche. So fiel Weißig, als größte Siedlung der Hochfläche, nach fast 200 Jahren Klosterherrschaft wieder an weltliche Lehnsherrn zurück. Ebenso brachte die Umwandlung des Krongutes Helfenberg und Vorwerkes Schönfeld in leistungsfähige Rittergutswirtschaften neuen Aufschwung. Jene Person, die sich hierbei als eine der fähigsten Amtmänner, Schloss- und Festungsbaumeister unter den weitsichtigen Kurfürsten Moritz und August große Verdienste erwarb, war Hans von Dehn Rothfelser (1500 - 1561).

Er baute das Helfenberger Schloss, nicht die Burg, zum Herrschaftssitz aus, errichtete 1547 das Amt Schönfeld, in dem sich viele Hochlanddörfer wiederfanden und begann 1555 mit dem Umbau der Schönfelder Wasserburg zum Renaissanceschloss. Vor allem mit Neuerungen beim Anbau von Feldfrüchten und in der Schafhaltung legte er den Grundstein für jahrhundertlang sich bewährende Strukturen.

Für Schönfeld galten diese bis zur Bodenreform 1945 über die Stationen Schatullengut, Kammergut und bürgerliches Rittergut, ebenso für die Rittergüter Helfenberg und Gönnsdorf, die von 1878 bis zur Auflösung der Monarchie 1918 königliches Rittergut waren und bis 1945 vom Hausverein albertinischer Linie e.V. verwaltet wurden. Weißig besaß zwischen 1606 und 1883 den Status eines formellen Rittergutes, d.h. ohne Herrschaftssitz und eigenen Grund- und Boden. Die 1554 von Kanzler Heronymus Kiesenwetter erworbenen Rittergüter Eschdorf und Rossendorf wahrten bis Ende des 19. Jahrhunderts ihre Eigenständigkeit, ehe sie sich vereinten und nur noch Rossendorf bis zu seiner Enteignung 1945 Bestand hatte.

Über viele Jahrhunderte hinweg führten oftmals Kriege, Missernten und Epidemien zu Not und Elend. Vor allem Kampfhandlungen um die Festung und Residenz Dresden verursachten in den Fluren und Dörfern schwere Zerstörungen; insbesondere im 30jährigen-, 7jährigen- und den Napoleonischen Befreiungskriegen.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die rechtselbischen Hochlanddörfer verkehrsmäßig erschlossen. 1908 nahmen Eisenbahn und Straßenbahn zeitgleich ihren Fahrbetrieb auf. Zwischen Weißig und Dürrröhrsdorf dampfte eine eingleisige Normalspurbahn und von Bühlau nach Weißig pendelte die Straßenbahnlinie 11. Hiervon profitierten nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Dresdner. Denn immer mehr von ihnen entdeckten so diese unmittelbar vor ihrer Haustür liegenden Ortschaften als attraktive Erholungs- und Ausflugsziele.

Borsberg, Reitzendorf und Zaschendorf besaßen fast den Status von Luftkurorten mit neuen Pensionen, Landhäusern und gut ausgeschilderten Wanderwegen. In Gönnsdorf boten sich vom 1896 eingeweihten Prinz-Friedrich-August-Turm aus 24 m Höhe imposante Ausblicke in die Oberlausitz, die Sächsische Schweiz, das Osterzgebirge und über das Elbtal zwischen Pirna und Radebeul. Am 7. Mai 1945 wurde der Turm von einem SS-Kommando gesprengt.

Auf dem Weißiger Hutberg ließ es sich auf der 1908 erbauten und über 300 m langen Rodelbahn bestens hinab sausen. Nicht zu vergessen, dass nunmehr auch die malerischen Elbtaleinschnitte von Keppgrund oder Friedrichsgrund fast mit dem Zug erreichbar waren. Dieser, alle Hochlanddörfer umfassende wirtschaftliche, kulturelle und touristische Aufschwung dauerte außer den Jahren des 1. Weltkrieges, der Inflation und Rezession bis zum Beginn des 2. Weltkrieges an.

Enteignungen und teilweise Zerstörungen von Rittergutsgebäuden während der 1945 begonnenen und 1948 abgeschlossenen Bodenreform, führten zu Einschnitten in den dörflichen Alltag. Zwischen 1952 und 1960 veränderte dann die Kollektivierung der Landwirtschaft die bestehenden Strukturen.

Auch verkehrstechnisch kam es zu tiefen Einschnitten. Zuerst wurde 1949 die Straßenbahnlinie 11 eingestellt, jedoch noch im gleichen Jahr durch Oberleitungsbusverkehr (O-Bus) und 1971 durch dieselgetriebene Omnibusse ersetzt.

In der vollständig von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften beherrschten Agrar- und Viehwirtschaft führte die ständige Erweiterung von Anbau- und Weideflächen zur Beseitigung von Wegen, Feldrainen, Baum- und Strauchbestand, der Verlandung von Teichen und der Kanalisierung von Bachläufen. Privater Handel, Handwerk und Dienstleistungen mussten immer mehr staatlichen und genossenschaftlichen Einrichtungen weichen. Zunehmend sahen junge Leute nur im nahen Dresden Möglichkeiten für Arbeit und Wohnung. Die Bevölkerung aller Dörfer ging drastisch zurück.

Nach der politische Wende 1990 begannen die neugewählten Bürgermeister aller Hochlandkommunen mit dem wirtschaftlichen Neubaufbau. Wohn- und Gewerbebauten sowie Handels- und Freizeiteinrichtungen veränderten zunehmend die Ortsbilder. Allein der mit 51 ha große Wohn- und Gewerbepark Weißig setzte neue Maßstäbe. Aber auch die vorhandenen schönen alten Gebäude wurden liebevoll renoviert. Zugleich machte die Stadt Dresden Gebietsansprüche im Schönfelder Hochland geltend. Um diesen administrativ und wirtschaftlich begegnen zu können, schlossen sich 1991 alle Dörfer zu den Verwaltungsgemeinschaften Schönfeld und Weißig zusammen. Als jedoch die Landeshauptstadt ihren Druck weiter erhöhte, bildeten ab 1994 die bis dahin 10 eigenständigen Kommunen die Gemeinde Schönfeld-Weißig. Den gewünschten Gebietskörperschaftsnamen "Gemeinde Schönfelder Hochland" lehnte das Innenministerium des Freistaates ab.

Nach der Auflösung des Landkreises Dresden 1995 wechselte die Gemeinde Schönfeld-Weißig in den Landkreis Sächsische Schweiz. Die Eingemeindungsbestrebungen durch Dresden blieben jedoch davon unberührt. Schließlich wurde Schönfeld-Weißig, als größte bis dahin nach Dresden eingemeindete Gebietskörperschaft, am 1. Januar 1999 Bestandteil der Landeshauptstadt.

Heute zeugen alle 15 Ortsteile vom wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aufschwung. Allein die Wohnbevölkerung spricht für sich. Waren es zur Gründung von Schönfeld-Weißig 5600 Einwohner (derzeit die Wohnbevölkerung von Weißig), so sind es mittlerweile 12600 Personen. Zudem stärken immer mehr Einnahmen aus Handel und Gewerbe die Wirtschaftskraft von Dresden. Die hohe Produktivität der Land- und Viehwirtschaft leistet nicht nur ihren Teil zur Sicherung der Volksernährung sondern trägt auch wesentlich zur Landschaftspflege bei. Heute gehört das Schönfelder Hochland zu den wirtschaftlich stärksten und touristisch attraktivsten Territorien von Dresden.

 

geändert am     14-Aug-2007       von Jens Mizera