Pappritz - Geschichte

Die Pappritzer Besiedlung liegt über 725 Jahre zurück - ein kurzer historischer Abriss

Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass die Besiedlung des heutigen Pappritz bereits wesentlich früher, vermutlich bereits vor dem Jahre 1000 begonnen haben muss, denn die hiesige slawische Besiedlung fällt in die Zeit zwischen 600 und 926. Während ein Teil der heutigen älteren, aus dieser Gründungszeit stammenden Dörfer unseres Gebietes, zu denen neben Pappritz unter anderem auch Pillnitz, Hosterwitz, Loschwitz und Weißig zählen, sorbisch-wendischen Ursprungs sind, sind Orte wie Schönfeld, Cunnersdorf, Gönnsdorf und Ullerdorf auf deutschen Ursprung zurückzuführen, deren Besiedlung im 12. Jahrhundert einsetzte. Die slawischen Ortsnamen wurden entweder von Personen (Rochwitz = Rochovici = das ist die Sippe der Roch) oder aus Appellativen (Pillnitz = pila = das ist Sägemühle) abgeleitet. Aus Altunterlagen geht so hervor, dass das heutige Pappritz seinen Namensursprung in Paprotic = der Ort, wo viel Farnkraut wächst, hat.
Gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 1278 soll ursprünglich in Paprizcan sogar ein Herrensitz bestanden haben, jedoch geht andererseits aus einer etwa 150 Jahre späteren Urkunde, ein Lehnbrief von 1420, eine Abhängigkeit des Ortes Pappritz zunächst von Helfenberg hervor. Damit gehörte Pappritz zuweilen den Besitzern von Helffenberge zu Lehn und ist ab 1572 bis in das 19. Jahrhundert an Pillnitz gefallen.
In einem überlieferten Schriftstück heißt es: "Montag, post Simonis. 1486: Herzog Albrecht zu Sachsen verleiht Hans Kundige die bisher dem Kaspar Kundige gehörenden in der Pflege zu Dresden gelegene Schloss und Vorwerk zu Helffenberge und das Dorf Kunnersdorf mit Gerichts oberstes und niederstes und die Dörfer Pappertzen, Rochewitz und Wachewitz zu Lehn".
Nach dem Erbbuch des Amts Dresden de anno 1547 stehen die in Papperzen "14 besessene mann" mit Lehn und Zinsen wie auch die Erbgerichte auf diesem Dorffe Caspar Zieglers Wittfrauen zu und sind in diesem Dorffe 11 Huffen und eine Mühle registriert. Die Einwohner und Lehnleute hatten schwer zu arbeiten. Unbarmherzig erhöhten Lehnherrn die in den Erbregistern festgelegten Frondienste und Abgaben zusätzlich, so dass sich die Dorfbewohner von Pappritz gar am 27.10.1616 in einer Petition an Johann Georg Herzog zu Sachsen über ihren Lehnherrn beschwerten. Der Grundherr forderte von den Untertanen die unentgeltliche Obsternte und Weinlese mit eigenen Geräten von Sonnenaufgang bis -untergang sowie das Laufen von Botschaft und die Stellung von Knechten und Mägden für die Erntearbeit. Die Einwohner klagten in ihrer Schrift, dass "... mir armen elenden Leute neben unsern armen elenden Weib und Kinderlein unser liebe Brot fast an den Bettelstab suchen müssen".
Das Erbregister regelte die zu leistenden Frondienste, wozu die Einwohner der unter Lehn stehenden Dörfer verpflichtet waren. Aus dem Erbregister vom Jahre 1649 des Rittergutes Pillnitz, wohin die Pappritzer Einwohner Frondienste zu leisten hatten, geht u.a. hervor, dass die Untertanen neben den Abgaben auch zu allerlei Diensten herangezogen wurden, wie z.Bsp. : "Sie sind auch schuldig aus jeden Hausse Einer oder selb ander, wann und wie es befohlen wirdt Drey Theile in den Wawen-Weinberg zu Pillnitz und zwar die letzten hinderen Theile neben den leuthen allda räthlich und mirt allen Fleiss abzulesen, und einzusammeln zu helfen" und "Die Leuthe dieses Dorffes sind schuldig in Kriegs und Föhdenszeiten, wie auch an anders betreffenden Fällen die Wache auf dem hause pillnitz und an anderen dazu gehörigen Orthen so stark wie und wohin, auch so oft ihnen solche angeordnet und anbefohlen wird, Tages und Nachtes neben anderen Dorfschaften mit tüchtigen seiten und Oberwehren, ohne einig entgeldt, Kost oder Lieferung treulich und fleissig zu halten und zu verrichten und da sie Verhinderung wegen, selbst nicht wachen können, oder von den erbherrn diessfalls erlaubniss erlangen, stark tüchtige genugsam beehrte wählen, jedoch dass dieselben nicht ander Herrschaft Unterthan zuschickt"
Zudem gab es für die Einwohner der Dörfer aus heutiger Sicht damals bereits Rechte und Pflichten im dörflichen Zusammenleben, sogenannte "Gemeinde-Rügen". In den 1653 aufgestellten Gemeinde-Rügen heißt es unter anderem: "Es rügt die Gemeinde, wenn eine Wirthin oder Wirth stirbet, sollen aus jedem Hausse zwei mit zu Grabe gehen, stirbet aber ein Gesinde, soll eines mitgehen, oder eine halbe Tonne Bier verpflichtet sein und des Herrn Strafe nicht wissen."
Selbst der Umweltschutz spielte zu dieser zeit bereits hierin ein gewichtige Rolle, denn " Es rüget die Gemeinde, dass keiner im Dorfe den Dünger in sein Gehöft tragen oder auch die Mistpfützen oder Regenwasser durch Gräben in Löcher leiten solle, bei Strafe ein Neuschock, da die Gemeinde die Pfützen und das Regenwasser in den Gemeinde-Unterteich laufen lassen will, worauf denn hernachmahls ein jeder seinen Anteil bekommt. Ferner rüget die ganze Gemeinde, dass niemand, weniger aber eine Sechswöchnerin in Börnern oder Teichen waschen oder den Unrath samt den Seifenwasser dahin tragen, noch auch ihr Vieh tränken sollen, bei willkürlicher Strafe der Herrschaft und bei Busse der Gemeinde ein viertel Bier."
Apropos Bier: Der "Reihe-Bier-Schank", also die Kneipe ging nach der Reihe von Haus zu Haus, wird bereits schon 1653 erwähnt. Dieser bestand ungeachtet der auf das damalige Haus des heutigen "Pappritzer Hofes" am 13. März 1765 erteilten erblichen Konzession zum Bier- und Brandweinschank weiter und wurde schließlich ab 1839 für jeweils für 1 Jahr verpachtet. 1840 wurde für Pappritz erstmals der Salzschank eingerichtet und das Amt des Salzschenken dem Johann Gottlieb Schleßiger übertragen. Nach einer Beschwerde der Pappritzer Einwohner über den Salzschenken Christoph Schleßiger - dieser soll das Salzmass zu gering, die Preise aber gegenüber anderen Orten zu hoch bemessen haben, aber auch sollen wegen der Unreinlichkeit mehrere ihr Salz weiter weg geholt haben - wurde dem Schleßiger der Salzschank entzogen und das Salz beim Gemeindevorstand Zeibig verteilt. 1½ Jahre später wurde der Gemeindesalzschank auf Ansuchen dem Dorfkrämer Petzig (heutige Schulstraße 4) übertragen.
Pappritz pfarrte und schulte nach Weißig. Da die Kinder oft der Schule fern blieben, entschloss man sich zum Bau einer Dorfschule in Pappritz. Diese wurde 1833 errichtet und war alsbald zu klein, so dass 1883 die neue Schule (Gebäude Schulstraße 8) eingeweiht werden konnte.
Bis zum 26. März 1896 bildete die Bebauung um den Dorfteich ein geschlossenes Ensemble. An jenem Abend brach in einer Scheune ein verheerendes Feuer aus, welches nicht nur die Scheune selbst, sondern durch Funkenflug das gesamte angrenzende Gut Michel vernichtete, der sein Gehöft neu auf dem Rochwitzer Weg aufbaute. Die Straße von Gönnsdorf kommend führte damals über die "Gasse" (Schulstraße) quer über das Wohngebiet "Elbblick", am Staffelstein vorbei auf den "Steinweg" nach Niederpoyritz, der allerdings wegen seines starken Gefälles oberhalb der heutigen Haarnadelkurve nur mit Handwagen bzw. bei mit Tieren bespannten Wagen nur mit geringer Ladung befahrbar war. Alle größeren Lastfuhrwerke mussten den Umweg über den Helfenberger Grund nehmen. Anstelle der heutigen Straße des Friedens talwärts ab Dorfteich befand sich nur ein Schulweg, den die aus dem Helfenberger Grunde kommenden Kinder vom Ausgang des Stallberges ab benutzten. Im Zuge eines Teilbebauungsplanes bauten je zwei Grundstückseigener aus Pappritz sowie aus Dresden im Jahre 1900 vom Grundstück Barthel bis über den "Brand" am Dorfplatze die Neue Straße. An dieser Stelle (rechts neben dem Kriegerdenkmal - eingeweiht am 26.11.1922) pflanzten am 09.05.1905 anlässlich des 100-jährigen Todestages Friedrich von Schillers die Pappritzer Schulkinder eine Linde, indem jedes Kind eine Schaufel Erde auf die Wurzeln warf. Im Herbst 1914 wurde der auf Pappritzer Flur liegende Straßenabschnitt der Verbindungsstraße Pappritz-Niederpoyritz fertiggestellt. Mit dieser direkten Erschließung vom und zum Elbtal begann bereits eine stärkere Entwicklung des Ortes Pappritz vom Bauerndorf zur Siedlungsgemeinde.
Ende der 40iger Jahre konnte Pappritz die Eingemeindung nach Dresden erfolgreich abwehren. Trotz Aufgabe ihrer Eigenständigkeit zum 31.12.1993 durch Gemeindezusammenschluss zur Gemeinde Schönfeld-Weißig scheiterte dieses Begehren mit der Eingliederung von Schönfeld-Weißig in die Landeshauptstadt Dresden zum 01.01.1999. Aus heutiger Sicht wäre für die weitere Entwicklung des Ortes Pappritz eine Bewahrung der Eigenständigkeit bis zum Gang nach Dresden mit Sicherheit vorteilhafter gewesen. Ungeachtet dessen hat sich der heutige Ortsteil Pappritz in den vergangenen Jahren seit der demokratischen Wende gut entwickelt. Natürlich sind noch viele Aufgaben zu bewältigen, die bei einer Eigenständigkeit unter Umständen bereits der Vergangenheit angehören würden. In Anbetracht der allgemeinen Finanzlage der Städte und Gemeinden müssen die Erwartungen bei Investitionen relativiert werden.
Das 725-jährige Ortsjubiläum von Pappritz feierten die Pappritzer Bürgerinnen und Bürger mit Ihren Gästen das Wochenende vom 29. bis 31.August 2003 sehr festlich. Eigens zu diesem Anlass wurde erstmals eine Publikation über Pappritz - Geschichte und Geschichten herausgegeben, eine umfangreiche Ausstellung gestaltet sowie ein Pappritzer Rundweg mit Stationen an bedeutenden Stellen oder Gebäuden in Pappritz ausgeschildert. Schließlich wurde abschließend zum Ortsjubiläum am 02.11.2003 durch die Pappritzer Bürgerschaft in Unterstütung des städtischen Amtes für Stadtgrün ein Kirschbaum der Gattung Süßkirsche "Prunus Avium", Sorte Regina am Dorfteich in unmittelbarer Nähe der denkmalgeschützten Brunnenstube gepflanzt.

PS:
Einen umfangreicheren Beitrag von mir zur geschichtlichen Entwicklung des Ortes Pappritz sowie auch zur Entwicklung der Landwirtschaft, des Handwerks und Gewerbes finden Sie neben weiteren interessanten Beiträgen zu Pappritz in der o.g. Broschüre.

geändert am     14-Aug-2007       von Jens Mizera