Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass die Besiedlung des heutigen
Pappritz bereits wesentlich früher, vermutlich bereits vor dem Jahre 1000
begonnen haben muss, denn die hiesige slawische Besiedlung fällt in die Zeit
zwischen 600 und 926. Während ein Teil der heutigen älteren, aus dieser
Gründungszeit stammenden Dörfer unseres Gebietes, zu denen neben Pappritz
unter anderem auch Pillnitz, Hosterwitz, Loschwitz und Weißig zählen,
sorbisch-wendischen Ursprungs sind, sind Orte wie Schönfeld, Cunnersdorf,
Gönnsdorf und Ullerdorf auf deutschen Ursprung zurückzuführen,
deren Besiedlung im 12. Jahrhundert einsetzte. Die slawischen Ortsnamen wurden
entweder von Personen (Rochwitz = Rochovici = das ist die Sippe der Roch) oder
aus Appellativen (Pillnitz = pila = das ist Sägemühle) abgeleitet. Aus
Altunterlagen geht so hervor, dass das heutige Pappritz seinen Namensursprung
in Paprotic = der Ort, wo viel Farnkraut wächst, hat.
Gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 1278 soll ursprünglich in Paprizcan
sogar ein Herrensitz bestanden haben, jedoch geht andererseits aus einer etwa
150 Jahre späteren Urkunde, ein Lehnbrief von 1420, eine Abhängigkeit
des Ortes Pappritz zunächst von Helfenberg hervor. Damit gehörte Pappritz
zuweilen den Besitzern von Helffenberge zu Lehn und ist ab 1572 bis in das 19.
Jahrhundert an Pillnitz gefallen.
In einem überlieferten Schriftstück heißt es: "Montag, post
Simonis. 1486: Herzog Albrecht zu Sachsen verleiht Hans Kundige die bisher dem
Kaspar Kundige gehörenden in der Pflege zu Dresden gelegene Schloss und Vorwerk
zu Helffenberge und das Dorf Kunnersdorf mit Gerichts oberstes und niederstes
und die Dörfer Pappertzen, Rochewitz und Wachewitz zu Lehn".
Nach dem Erbbuch des Amts Dresden de anno 1547 stehen die in Papperzen "14
besessene mann" mit Lehn und Zinsen wie auch die Erbgerichte auf diesem Dorffe
Caspar Zieglers Wittfrauen zu und sind in diesem Dorffe 11 Huffen und eine Mühle
registriert. Die Einwohner und Lehnleute hatten schwer zu arbeiten. Unbarmherzig
erhöhten Lehnherrn die in den Erbregistern festgelegten Frondienste und Abgaben
zusätzlich, so dass sich die Dorfbewohner von Pappritz gar am 27.10.1616
in einer Petition an Johann Georg Herzog zu Sachsen über ihren Lehnherrn
beschwerten. Der Grundherr forderte von den Untertanen die unentgeltliche Obsternte
und Weinlese mit eigenen Geräten von Sonnenaufgang bis -untergang sowie das
Laufen von Botschaft und die Stellung von Knechten und Mägden für die
Erntearbeit. Die Einwohner klagten in ihrer Schrift, dass "... mir armen
elenden Leute neben unsern armen elenden Weib und Kinderlein unser liebe Brot
fast an den Bettelstab suchen müssen".
Das Erbregister regelte die zu leistenden Frondienste, wozu die Einwohner der
unter Lehn stehenden Dörfer verpflichtet waren. Aus dem Erbregister vom Jahre
1649 des Rittergutes Pillnitz, wohin die Pappritzer Einwohner Frondienste zu leisten
hatten, geht u.a. hervor, dass die Untertanen neben den Abgaben auch zu allerlei
Diensten herangezogen wurden, wie z.Bsp. : "Sie sind auch schuldig aus jeden
Hausse Einer oder selb ander, wann und wie es befohlen wirdt Drey Theile in den
Wawen-Weinberg zu Pillnitz und zwar die letzten hinderen Theile neben den leuthen
allda räthlich und mirt allen Fleiss abzulesen, und einzusammeln zu helfen"
und "Die Leuthe dieses Dorffes sind schuldig in Kriegs und Föhdenszeiten,
wie auch an anders betreffenden Fällen die Wache auf dem hause pillnitz und
an anderen dazu gehörigen Orthen so stark wie und wohin, auch so oft ihnen
solche angeordnet und anbefohlen wird, Tages und Nachtes neben anderen Dorfschaften
mit tüchtigen seiten und Oberwehren, ohne einig entgeldt, Kost oder Lieferung
treulich und fleissig zu halten und zu verrichten und da sie Verhinderung wegen,
selbst nicht wachen können, oder von den erbherrn diessfalls erlaubniss erlangen,
stark tüchtige genugsam beehrte wählen, jedoch dass dieselben nicht
ander Herrschaft Unterthan zuschickt"
Zudem gab es für die Einwohner der Dörfer aus heutiger Sicht damals
bereits Rechte und Pflichten im dörflichen Zusammenleben, sogenannte "Gemeinde-Rügen".
In den 1653 aufgestellten Gemeinde-Rügen heißt es unter anderem: "Es
rügt die Gemeinde, wenn eine Wirthin oder Wirth stirbet, sollen aus jedem
Hausse zwei mit zu Grabe gehen, stirbet aber ein Gesinde, soll eines mitgehen,
oder eine halbe Tonne Bier verpflichtet sein und des Herrn Strafe nicht wissen."
Selbst der Umweltschutz spielte zu dieser zeit bereits hierin ein gewichtige Rolle,
denn " Es rüget die Gemeinde, dass keiner im Dorfe den Dünger in
sein Gehöft tragen oder auch die Mistpfützen oder Regenwasser durch
Gräben in Löcher leiten solle, bei Strafe ein Neuschock, da die Gemeinde
die Pfützen und das Regenwasser in den Gemeinde-Unterteich laufen lassen
will, worauf denn hernachmahls ein jeder seinen Anteil bekommt. Ferner rüget
die ganze Gemeinde, dass niemand, weniger aber eine Sechswöchnerin in Börnern
oder Teichen waschen oder den Unrath samt den Seifenwasser dahin tragen, noch
auch ihr Vieh tränken sollen, bei willkürlicher Strafe der Herrschaft
und bei Busse der Gemeinde ein viertel Bier."
Apropos Bier: Der "Reihe-Bier-Schank", also die Kneipe ging nach der
Reihe von Haus zu Haus, wird bereits schon 1653 erwähnt. Dieser bestand ungeachtet
der auf das damalige Haus des heutigen "Pappritzer Hofes" am 13. März
1765 erteilten erblichen Konzession zum Bier- und Brandweinschank weiter und wurde
schließlich ab 1839 für jeweils für 1 Jahr verpachtet. 1840 wurde
für Pappritz erstmals der Salzschank eingerichtet und das Amt des Salzschenken
dem Johann Gottlieb Schleßiger übertragen. Nach einer Beschwerde der
Pappritzer Einwohner über den Salzschenken Christoph Schleßiger - dieser
soll das Salzmass zu gering, die Preise aber gegenüber anderen Orten zu hoch
bemessen haben, aber auch sollen wegen der Unreinlichkeit mehrere ihr Salz weiter
weg geholt haben - wurde dem Schleßiger der Salzschank entzogen und das
Salz beim Gemeindevorstand Zeibig verteilt. 1½ Jahre später wurde
der Gemeindesalzschank auf Ansuchen dem Dorfkrämer Petzig (heutige Schulstraße
4) übertragen.
Pappritz pfarrte und schulte nach Weißig. Da die Kinder oft der Schule fern
blieben, entschloss man sich zum Bau einer Dorfschule in Pappritz. Diese wurde
1833 errichtet und war alsbald zu klein, so dass 1883 die neue Schule (Gebäude
Schulstraße 8) eingeweiht werden konnte.
Bis zum 26. März 1896 bildete die Bebauung um den Dorfteich ein geschlossenes
Ensemble. An jenem Abend brach in einer Scheune ein verheerendes Feuer aus, welches
nicht nur die Scheune selbst, sondern durch Funkenflug das gesamte angrenzende
Gut Michel vernichtete, der sein Gehöft neu auf dem Rochwitzer Weg aufbaute.
Die Straße von Gönnsdorf kommend führte damals über die "Gasse"
(Schulstraße) quer über das Wohngebiet "Elbblick", am Staffelstein
vorbei auf den "Steinweg" nach Niederpoyritz, der allerdings wegen seines
starken Gefälles oberhalb der heutigen Haarnadelkurve nur mit Handwagen bzw.
bei mit Tieren bespannten Wagen nur mit geringer Ladung befahrbar war. Alle größeren
Lastfuhrwerke mussten den Umweg über den Helfenberger Grund nehmen. Anstelle
der heutigen Straße des Friedens talwärts ab Dorfteich befand sich
nur ein Schulweg, den die aus dem Helfenberger Grunde kommenden Kinder vom Ausgang
des Stallberges ab benutzten. Im Zuge eines Teilbebauungsplanes bauten je zwei
Grundstückseigener aus Pappritz sowie aus Dresden im Jahre 1900 vom Grundstück
Barthel bis über den "Brand" am Dorfplatze die Neue Straße.
An dieser Stelle (rechts neben dem Kriegerdenkmal - eingeweiht am 26.11.1922)
pflanzten am 09.05.1905 anlässlich des 100-jährigen Todestages Friedrich
von Schillers die Pappritzer Schulkinder eine Linde, indem jedes Kind eine Schaufel
Erde auf die Wurzeln warf. Im Herbst 1914 wurde der auf Pappritzer Flur liegende
Straßenabschnitt der Verbindungsstraße Pappritz-Niederpoyritz fertiggestellt.
Mit dieser direkten Erschließung vom und zum Elbtal begann bereits eine
stärkere Entwicklung des Ortes Pappritz vom Bauerndorf zur Siedlungsgemeinde.
Ende der 40iger Jahre konnte Pappritz die Eingemeindung nach Dresden erfolgreich
abwehren. Trotz Aufgabe ihrer Eigenständigkeit zum 31.12.1993 durch Gemeindezusammenschluss
zur Gemeinde Schönfeld-Weißig scheiterte dieses Begehren mit der Eingliederung
von Schönfeld-Weißig in die Landeshauptstadt Dresden zum 01.01.1999.
Aus heutiger Sicht wäre für die weitere Entwicklung des Ortes Pappritz
eine Bewahrung der Eigenständigkeit bis zum Gang nach Dresden mit Sicherheit
vorteilhafter gewesen. Ungeachtet dessen hat sich der heutige Ortsteil Pappritz
in den vergangenen Jahren seit der demokratischen Wende gut entwickelt. Natürlich
sind noch viele Aufgaben zu bewältigen, die bei einer Eigenständigkeit
unter Umständen bereits der Vergangenheit angehören würden. In
Anbetracht der allgemeinen Finanzlage der Städte und Gemeinden müssen
die Erwartungen bei Investitionen relativiert werden.
Das 725-jährige Ortsjubiläum von Pappritz feierten die Pappritzer Bürgerinnen
und Bürger mit Ihren Gästen das Wochenende vom 29. bis 31.August 2003
sehr festlich. Eigens zu diesem Anlass wurde erstmals eine Publikation über
Pappritz - Geschichte und Geschichten herausgegeben, eine umfangreiche Ausstellung
gestaltet sowie ein Pappritzer Rundweg mit Stationen an bedeutenden Stellen oder
Gebäuden in Pappritz ausgeschildert. Schließlich wurde abschließend
zum Ortsjubiläum am 02.11.2003 durch die Pappritzer Bürgerschaft in
Unterstütung des städtischen Amtes für Stadtgrün ein Kirschbaum
der Gattung Süßkirsche "Prunus Avium", Sorte Regina am Dorfteich
in unmittelbarer Nähe der denkmalgeschützten Brunnenstube gepflanzt.
PS:
Einen umfangreicheren Beitrag von mir zur geschichtlichen Entwicklung des Ortes
Pappritz sowie auch zur Entwicklung der Landwirtschaft, des Handwerks und Gewerbes
finden Sie neben weiteren interessanten Beiträgen zu Pappritz in der o.g.
Broschüre.