Beiträge aus dem "Hochland Kurier"

Die "Alte Schule" Pappritz - heute Bürgerhaus

Die "Alte Schule" in Pappritz ist in Wirklichkeit gar nicht die "Alte", sondern die "Neue". Zumindest wurde dieses Gebäude damals zur Einweihung im Jahre 1883 als "Neue Schule" bezeichnet. Bis 1957 wurde hier unterrichtet. Insofern wäre die umgängliche Bezeichnung "ehemalige Schule" zutreffender und richtig - trotzdem weiß jeder, dass mit der "Alten Schule" das heutige Bürgerhaus in der Schulstraße 8 gemeint ist.

Man muss zunächst wissen, dass bis zur Einführung des allgemeinen Schulzwangs durch die Sächsische Regierung im Jahre 1803 der Besuch der Weißiger Schule durch die Pappritzer Kinder nur sehr sporadisch und spärlich wahrgenommen wurde. Hauptgrund hierfür war nicht etwa eine mangelnde Wissbegierde, sondern insbesondere für die kleineren Kinder der doch recht beschwerliche Weg von Pappritz nach Weißig. Dennoch gab es auch trotz Schulpflicht weiterhin viele Fehlstunden bzw. Ausfälle, hauptsächlich in der Winter- und Erntezeit. Mit der Genehmigung zur Errichtung einer eigenen Schule im Jahre 1833 sollten endlich für die Pappritzer und zugleich Rockauer/Helfenberger Kinder bessere Bedingungen geschaffen werden. So entstand die tatsächliche "Alte Schule", die sich im heutigen Grundstück der Straße des Friedens 33 befand. Knapp 50 Jahre später zeigte sich, dass das Schulgebäude den erforderlichen Anforderungen (Raumhöhe, Besonnung) nicht mehr entsprach. Ein Umbau des Schulgebäudes wäre unwirtschaftlich gewesen, so dass man sich für einen Neubau entschieden hatte. Der Bauplatz wurde für 1.000 Mark erworben. Die Kosten hierfür soll nach Überlieferung der damalige König Albert höchstpersönlich gespendet haben. Die Baukosten in Höhe von 12.000 Mark wurden mittels eines Darlehns bei der Communalbank des Königreiches Sachsen (6.000 M.) und eines Zuschusses des Sächsischen Kultusministeriums (3.000 M.) zu ¾ gesichert. Die restlichen Mittel sollten aus dem Verkauf der alten Schule aufgebracht werden, was allerdings nicht so reibungslos ablief. Damit mussten weitere Darlehen als "Zwischenfinanzierungen" beim Hausbesitzer Giebe (2.000 M.) und bei der Sparkasse Schönfeld (1.000 M.) aufgenommen werden. Letztlich wurden auch nur 1.715 M. für das alte Schulgebäude erzielt.

Die im Hof stehende Luther-Eiche wurde im Rahmen des Luther-Jahres 1883 gepflanzt. Der Aufsatz der Schulhausuhr im Jahre 1898 verursachte für die Schulgemeinde weitere Kosten (750 M.). Dafür war aber nunmehr der Glockenschlag weithin im gesamten Ort hörbar wahrzunehmen.

Die Pappritzer Schule war seit ihrer Gründung 1833 eine Zweiklassenschule. Infolge der geringen Einwohner- und Schülerzahl (ca. 80 bis 100) und durch die fehlende verkehrstechnische Anbindung konnte die Pappritzer Schule nicht zu einer Mehrklassenschule ausgebaut werden. Im Obergeschoss befand sich die Wohnung des Lehrerehepaars. Für die Schulkinder musste ein Schulgeld (im Jahre 1883 betrug dieses 0,60 M im Monat) entrichtet werden, welches zur Bezahlung der Lehrer diente. Mit der Errichtung einer eigenen Schule im Jahre 1908 in Rockau erfolgte gegen "Ablöse" die Ausschulung dieser Kinder aus Pappritz. Die Schülerzahl an der Pappritzer Schule sank in diesem Jahr dadurch um 14 auf 98. Im Jahre 1933 fand anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Schulgemeinde und des 50. Jahrestages der Einweihung der "Neuen Schule" ein großes Schulfest mit Festumzug statt.

Im Februar 1945 diente das Schulzimmer als Quartier für Wehrmachtssoldaten, deren Kaserne in der Dresdner Neustadt zerstört worden war. Als Ausweichraum für den Schulunterricht dienten die obere Gaststube im Gasthof "Wilhelmshöhe" und eine größere Stube im Herrenhaus des Rittergutes Helfenberg.

Ab Schuljahresbeginn 1946 wurde eine neue Unterrichtsform eingeführt - die Zentralschule. Die Schulklassen wurden nun aus Schülern im Schulverbund der Pappritzer, Niederpoyritzer und Rockauer Schule zusammengestellt. 1957 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Die Schüler aus Pappritz hatten nun klassenstufenabhängig Schulwege nach Wachwitz, Niederpoyritz oder Pillnitz zu absolvieren.

Das Klassenzimmer wurde fortan als Kulturraum für Einwohnerversammlungen, als Wahllokal, als Tagungsraum für den Gemeinderat und als Veranstaltungsraum der Volkssolidarität für Seniorentreffen usw. genutzt. In die ehemalige Lehrerwohnung in der oberen Etage wurden das Gemeindeamt und die Gemeindeschwesterstation eingerichtet.

1980 erfolgte ein Zweckanbau zur Schaffung von Wohnraum. Zugleich sollten bessere Bedingungen für die Verwaltung, die Gemeindeschwester, Gemeindebücherei und Jugendklub geschaffen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Trockentoiletten noch außer Haus.

In den Jahren ab 1990 wurden im Obergeschoss eine weitere Wohnung eingebaut und die Räume im Erdgeschoss für die Gemeindeverwaltung genutzt sowie als Arztpraxis erweitert. Heute befinden sich in den Räumen der ehemaligen Gemeindeverwaltung ein Friseursalon sowie neben eines Vereinszimmers die Arztpraxis im Erdgeschoss und im Untergeschoss die Gemeindebibliothek.

Mit dem Zusammenschluss der Gemeinden des Schönfelder Hochlandes zur Gemeinde Schönfeld-Weißig zum 01.01.1994 wurde die "Alte Schule" als "Bürgerhaus" im Vertragswerk festgeschrieben und auch mit der Eingliederung in die Landeshauptstadt Dresden gesichert, um den Pappritzer Bürgern ein Domizil für die Freizeit, insbesondere Veranstaltungen, zu gewähren.

 

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geändert am___ 23-Dez-2008 ____von Jens Mizera