Beiträge aus dem "Hochland Kurier"

Quito, Lamud und Puno - drei in Pappritz lebende Exoten

Ein Großteil der Pappritzer hat unsere drei Exoten, deren Vorfahren aus Südamerika stammen, mittlerweile kennen gelernt. Sei es während eines Bummels durch den Ort oder während des vorjährigen Frühlingsfestes oder ganz einfach beim "Grasen" auf der Schafweide an der Fernsehturmstraße. Quito, Lamud und Puno sind vor 2 Jahren nicht direkt aus den südamerikanischen Anden, sondern vom Zuchtbetrieb Grüttner aus Langenwolmsdorf bei Stolpen nach Pappritz gezogen und haben auf der Schulstraße 23 Quartier genommen. Ja, es handelt sich um die Alpakas der Familie Schulze.

"Alpaka" und "Lama" gehören beide zur Familie der Kamele und der Gattung der Lamas. Dies bedeutet aber nicht, dass ein Alpaka mit einem Lama gleichzusetzen ist bzw. ein Lama gleich ein Alpaka ist. Die Alpakas sind etwas kleiner als Lamas und mit ca. 60kg Gewicht deutlich leichter. Noch bevor die Alpakas nach Pappritz zogen konnten die Hochländer und Gäste bereits am Ortsausgang von Schönfeld das Lama namens "Dero" bestaunen und bewundern, leider artuntypisch als Einzeltier gehalten. Alpakas sind nämlich wie alle Kamele sozial ausgeprägte Tiere, die sich in der Gruppe am wohlsten fühlen. Während das Lama in der südamerikanischen Zivilisation vorwiegend als Lasttier diente, wurde das Alpaka hauptsächlich wegen seiner hervorragenden Wolle gehalten. Ein Alpakamantel galt bei den Inka als Zeichen des Wohlstandes. Weltweit wird der Bestand der Tiere auf etwa 3 Millionen geschätzt, die vorwiegend im südlichen Peru, dem westlichen Bolivien und in Chile zu Hause sind. Vor etwa 20 Jahren sind die ersten Alpakas zunächst zur Hobbyhaltung nach Deutschland gekommen und seit 1996 als Nutztiere anerkannt. Der Bestand beträgt heute etwa 2.000 Tiere in Deutschland. In Europa wird der Haus- und Begleittiercharakter der ruhigen und friedlichen Tiere besonders geschätzt, die deshalb auch speziell für tiergestützte Therapien von psychisch und geistig kranken Menschen geeignet sind.

Ähnlich der Familie Grüttner, die vor 10 Jahren in Kannada zum ersten Mal die wunderbar aussehenden, kuscheligen Alpakas so richtig tiefgründig bewundern konnte und sofort von den Tieren begeistert war, erging es auch Familie Schulze - nur, dass ihre Faszination über diese anmutigen, Ruhe ausstrahlenden Tieren mit den sanftmütigen Blicken vor einigen Jahren während einer Reportage im Fernsehen entstand. "Es war Liebe, zu diesen Tieren, auf den ersten Blick" sagen die Grüttners heute. Bei Barbara und Bernd Schulze, die ohnehin schon eine sehr enge Beziehung zu Tieren haben, vermutlich ebenso. Auch wenn sie nicht vor hatten, gleich eine Zucht wie in Langenwolmsdorf aufzubauen, hatten es die Tiere ihnen doch angetan. Da es sich bei den Tieren - wie oben schon erwähnt - sozusagen um "Herdentiere" handelt und Familie Schulze ohnehin schon Schafe zur Hobbyhaltung besitzt, passen doch ein oder zwei Alpakas mit dazu, dachten sie sich. Es bedurfte keiner langen Überlegung, um mit der Vorbereitung der speziellen Voraussetzungen für die Tiere, wie mit dem Bau eines gesonderten Unterstandes bzw. Stalles zu beginnen und vor allem auch sich das erforderliche fachliche Wissen über diese in unserer Umgebung doch noch recht seltene Tierart anzueignen. Auch war das Interesse geweckt, um Ausschau zu halten, wo man gegebenenfalls solche Tiere erwerben kann. Umfangreiche Informationen und Ratschläge erhielten sie dabei von Familie Grüttner, zu denen sich eine herzliche Beziehung entwickelt hat. Etwa 1 Jahr verging so von der Idee bis zur Umsetzung. Allerdings wich man von seinem Vorsatz ab, ein oder zwei Tiere zu erwerben, denn nachdem man sich in die ersten zwei Alpakas "verliebt" hatte, musste wegen der Farbe (man muss ja schließlich einen Grund haben!) noch ein Drittes her - Puno!

Die beiden dreijährigen Quito und Lamud sowie der zweijährige Puno haben sich mittlerweile sehr gut in Pappritz eingelebt und fühlen sich wohl. Die Namenstaufe haben ihre Halter übrigens selbst vorgenommen, wobei sie sich am Ursprungsland der Vorfahren orientierten. Die Drei vertragen sich sehr gut mit den Schafen, fressen auch etwa gleichviel wie die Schafe. Durch ihre hervorragenden Felleigenschaften macht es ihnen nichts aus, größere Temperaturschwankungen - selbst von 30°C an einem Tage -einfach wegzustecken. Ähnlich der Schafe werden sie einmal jährlich geschoren, um Wolle zu gewinnen, was jedoch für Familie Schulze nicht vordergründig ist. Der Ertrag liegt bei 3 bis 6kg Wolle je Tier im Jahr. Alpakawolle ist wegen ihrer Weichheit und Feinheit in der Textilindustrie sehr begehrt und zählt neben Kaschmir und Seide zu den edelsten Naturfasern. Mehr zählt für die von den Tieren faszinierte Familie Schulze deren ausgesprochene Schönheit und vor allem deren Gutmütigkeit. Alpakas sind hervorragende Wanderbegleiter, sie sind neugierig und wollen neben dem Weidealltag etwas sehen oder erleben, weiß Bernd Schulze zu berichten. Zugegeben, am Anfang erschien es einigen Pappritzern recht merkwürdig, als die Schulzens mit den Tieren durch den Ort spazierten. Heute ist es keine Seltenheit oder Attraktion mehr, wenn man den Tieren in Pappritz begegnet. Zuweilen sind Quito, Lamud und Puno noch etwas scheu. Dennoch interessieren sie sich sehr für die Menschen in ihrer Umgebung und "folgen" auch aufmerksam dem Gespräch ihrer Halter. Alpakas können 20 bis 25 Jahre alt werden. Unsere Drei sollen in Pappritz perspektivisch für eine tiergestützte Therapie eingesetzt werden. Dafür ist allerdings noch eine zweieinhalbjährige Ausbildung zu absolvieren. Bis dahin werden sie als "Mitwirkende" bei diversen Veranstaltungen schon jetzt mehr und mehr auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet, was ihnen auch sehr viel Spaß macht- stehen sie doch auf diese Art und Weise im Mittelpunkt! Gern gesehene Gäste waren Barbara und Bernd Schulze zum Tag des offenen Hofes im Zuchtbetrieb der Fam. Grüttner am 07.06.2008.


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geändert am___ 16-Okt-2008 ____von Jens Mizera