21. Pappritzer Gespräch

Abschnittsbevollmächtigter = Bürgerpolizist?
Die Polizei: Dein Freund und Helfer - aus der Arbeit eines Bürgerpolizisten

Damit hatte der Polizeihauptkommissar Harald Hamacher wohl nicht unbedingt gerechnet. Der Bürgersaal in Pappritz war am 02.03.2007 gefüllt, obwohl er zum einen kein eigentlicher Pappritzer Bürger und zum anderen auch allgemein im Hochland noch nicht eine so sehr bekannte Persönlichkeit ist. Aber vielleicht hatte die Neugier die Pappritzer - wie auch einige andere "Hochländer" an jenem Tage ins Bürgerhaus getrieben. Bisher wurden von der Moderatorin des Pappritzer Gespräches - eine Veranstaltungsreihe des Dorfklubs Pappritz e.V., in der die Einwohner mehr über "Alt-" und "Neu"-Pappritzer erfahren sollen - stets in Pappritz lebende Mitmenschen begrüßt. Diesmal wurde erstmals von Irina Simon eine Persönlichkeit vorgestellt, die nicht in Pappritz lebt, dafür aber hier und im gesamten Schönfelder Hochland öffentlichwirksam beruflich tätig ist.

2006 trat Herr Hamacher die Nachfolge des bisherigen Bürgerpolizisten Herrn Brassow an und wirkt seitdem im sogenannten "festgeschriebenen Bereich" Schönfelder Hochland. Er ist damit verantwortlich für einen Teilbereich des Weißiger Polizeireviers, welches neben der Ortschaft Schönfeld-Weißig fast den gesamten Ortsamtsbereich Loschwitz betreut. Im Gegensatz zum Abschnittsbevollmächtigten (ABV) der früheren Volkspolizei der DDR (VP) ist ein Bürgerpolizist also für einen größeren "Abschnitt" zuständig. Wie zu erfahren war, gibt es in der inhaltlichen Arbeit eines Bürgerpolizisten kaum Unterschiede zu der des früheren ABV.

Herr Hamacher hat sich mit Leib und Seele seinem Beruf verschrieben. Und das, obwohl er ursprünglich Landwirt gelernt hat. Sein Interesse an der Polizeiarbeit entwickelte sich zunächst seit 1972 durch eine Tätigkeit als "freiwilliger Helfer der Deutschen Volkspolizei". Nach erfolgreicher Durchführung einer Grundausbildung an der Polizeischule Liegau-Augustusbad wurde er 6 Jahre später bei der Schutzpolizei stolzer Angehöriger der VP. Nun hatte sich sein wahrer Berufswunsch erfüllt! Weitere 6 Jahre später begann Herr Hamacher dann ein Studium an der Offiziersschule mit der speziellen Fachausbildung zum Abschnittsbevollmächtigten. Er erlangte 1986 den Rang eines Offiziers der Volkspolizei und betreute seitdem bis zum Ende der Ära "ABV" im Jahre 1989 "seinen Abschnitt". Eine solche Dienststellung kannte das Polizeiwesen der BRD nicht. Deshalb musste der "ABV" - wie so vieles - als Relikt der DDR erst mal abgeschafft werden.

So wurde Herr Hamacher nach der "beruflichen Ankunft der Bundesrepublik Deutschland" zunächst als stellvertretender und ab 1994 als Schichtführer der Schutzpolizei eingesetzt. Erst mit Erlass einer Verwaltungsvorschrift des Innern vom 01.07.2000 über den Einsatz von Bürgerpolizisten im Freistaat Sachsen wurde begonnen, diese (früher bereits bestehende) Dienststellung wieder zu aktivieren. Heute hat sich die Tätigkeit des Bürgerpolizisten längst wieder bewährt. Doch worin liegt der wirkliche Unterschied zum früheren ABV? Herr Hamacher schmunzelnd: " Früher haben wir mit den Bürgern gearbeitet; heute arbeiten wir "bürgernah". 1990 war man der Meinung, dass den hiesigen Polizeiangestellten von den Kollegen aus den bisherigen Bundesländern erst mal das Laufen beigebracht werden muss. Früher waren die polizeilichen Aufgaben noch breiter gefächert. Heute beschränkt sich die Tätigkeit auf den polizeilichen Vollzugsdienst, ein Teil der Aufgaben wird durch die Ortspolizeibehörde (kommunale Verwaltung) wahrgenommen. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit liegt heute im Straßenverkehrsrecht. Ansonsten sind die Bürgerpolizisten mit Ausnahme des Zivilrechtes für alles zuständig und zugleich erster Ansprechpartner."

Ein Polizist ist in der Regel unter der Bevölkerung eine sehr angenehme Person, nämlich meist dann, wenn er gebraucht wird, zum Beispiel, um eine Anzeige aufzunehmen. Wenn es allerdings darum geht, dass Personen zur Ordnung gerufen werden müssen oder sich für "Untaten" zu verantworten haben, dann kann es schon vereinzelt zu Problemen mit den lieben Mitbürgern kommen. Das Tragen der Uniform verleitet Menschen manchmal dazu, die in der Uniform steckende Person als "Blitzableiter" benutzen zu wollen. "Da muss man ganz einfach geduldig sein" - so Herr Hamacher. Schließlich steckt man nicht in der Person gegenüber und weiß nicht um dessen Probleme oder Schwierigkeiten. Generell ist der Beruf eines Polizisten nicht leicht zu nehmen. Er ist völlig ungeeignet für die, die damit nur ihr Geld verdienen wollen. Es ist ein Beruf aus Berufung, weil der Polizist in jeder Hinsicht für die Bürger immer eine Vertrauensperson darstellt. Das schönste am Polizeiberuf ist, wenn ein guter Kontakt zu den Bürgern besteht und die Bürger den Polizisten mit seinen Aufgaben in jeder Hinsicht anerkennen, akzeptieren und bestätigen. So gesehen trifft die Redensart: "Der Polizist - Dein Freund und Helfer" vollkommen zu. Andererseits gibt es aber auch Situationen, die weniger angenehm für einen Polizisten sind. Bei einigen Menschen sind die Hemmschwellen für Gewalt und Aggressivität weit nach unten verlagert. Da muss man schon mitunter auch um sein eigenes Leben bangen. "Ja, ein Polizist trägt seine Haut zu Markte!" Trotzdem überwiegen die Sonnentage im Leben eines Bürgerpolizisten, der in Königstein mit seiner Frau zu Hause ist und zur Familie zwei erwachsene Kinder gehören.

Insgesamt schätzte der für unsere Ortschaft zuständige Polizeihauptkommissar ein, dass er mit Schönfeld-Weißig einen Bereich zu betreuen hat, der fast ausnahmslos über nette Menschen sowie über vielfältige Schönheiten der Natur und Landschaft verfügt. Er fühlt sich hier wohl. Er kann nach der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als Bürgerpolizist über allerlei positive Erlebnisse und Eindrücke im Schönfelder Hochland sowie auch die sehr gute Zusammenarbeit berichten.

Die anwesenden Gäste des Pappritzer Gespräches nutzen die Gelegenheit, um ihren Bürgerpolizisten zugleich auf vermeintlich Unzulänglichkeiten, speziell im Straßenverkehrsrecht hinzuweisen. Die Befürchtung, dass die gewählte Thematik des Gesprächsabend eventuell nicht so ankommen könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Es war ein interessanter und abwechslungsreicher Abend. Vielen Dank dem Dorfklub und seinem Gast Herrn Hamacher sowie viel Erfolg bei der Arbeit im Schönfelder Hochland.

 

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geändert am___ 17-Aug-2007 ____von Jens Mizera