Spaziergänge um Pappritz

heute zur alten Papiermühle

Der heutige Rundgang in die nähere Umgebung von Pappritz führt uns in den Helfenberger Grund. Wir beginnen unsere Tour auf der Straße des Friedens am fast südlichen Ortsende in Höhe Einmündung der Schulstraße. Genau gegenüber erkennt man zwischen den Grundstücken 16 und 18 einen kleinen Wanderweg mit der Bezeichnung "Stallberg". Vorbei am Wohnhaus des Bildhauers Godenschweg schlängelt sich der Weg durch den Wald bis in den Grund. Hier befinden sich zugleich die am östlich gelegensten Wohngrundstücke von Pappritz (Helfenberger Grund 15 und 16). Noch bevor wir den Grund erreichen wird unser Blick auf das Gelände der sogenannten "Chemischen" mit Fabrikantenvilla gelenkt. Gemeint ist hiermit unser Ziel, der Standort einer ehemaligen Wassermühle seit 1621, später als Papiermühle genutzt. Nach Querung der Brücke befinden wir uns bereits auf Helfenberger Flur. Wir biegen also links in den Helfenberger Grund, der früher auch Niederpoyritzer Grund genannt wurde, und im Straßenverlauf von der Staffelsteinstraße aus bis hierher als Eugen-Dieterich-Straße bezeichnet wird.

Die frühere Mühle gehörte ursprünglich zum Besitz des Rittergutes Helfenberg und wurde als solche 1895 abgetragen. Im Jahre 1869 wurde das Anwesen durch den Chemiker Eugen Dieterich, ein Pfarrerssohn aus Waltershausen in Franken, mit seiner Frau erworben. Die Dieterichs errichteten auf dem Mühlengrundstück ein Laboratorium und stellten dort zunächst das Heft- und Kautschukpflaster mit der Bezeichnung "Helfenberg" und später allerlei neu entwickelte pharmazeutische Präparate sowie unzählige bewährte Medikamente, wie zum Beispiel das "Helfenberger" Eisen- und Eiweißpräparat für blutarme und nervenschwache Patienten her. Zur Erfrischung gesunder Menschen diente in des Sommers Hitze das "Helfenberger Brausepulver" in Wasser aufgelöst. Nach und nach entwickelte sich aus der einstigen Papiermühle eine Chemische Fabrik, die zu wurde das Unternehmen Eugen Dieterichs im Januar 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und an seine beiden Söhnen übertragen. Für die alleinige wissenschaftliche und technische Leitung der Fabrik war fortan Dr. phil. Karl Dieterich, für die alleinige kaufmännische Leitung des Unternehmens Hans Dieterich zuständig. Der Name Helfenberg erlangte durch das Wirken und Schaffen der Dieterichs in chemischen und pharmazeutischen Fachkreisen Weltruhm und allgemeine Bekanntheit. Zugleich entstanden zahlreiche wissenschaftliche Fachpublikationen und Abhandlungen, wie die "Helfenberger Annalen", das "Pharmazeutische Manual" oder die "Analyse der Harze". In der Chemische Fabrik Helfenberg AG wurden zeitweise über 250 Arbeiter beschäftigt. So trug das Unternehmen als Arbeitgeber und Lohnzahler zugleich wesentlich auch zum "Wohlstand" der Bevölkerung der näheren Umgebung bei. Zum Unternehmen im Helfenberger Grund gehörten mittlerweile auch Niederlassungen in europäischen Großstädten und auch in Übersee.

1951 wurde die Chemische Fabrik Helfenberg AG enteignet und in mehrere Teilbetriebe aufgegliedert. Das Hauptwerk im Helfenberger Grund wurde zunächst als VEB Chemische Fabrik Helfenberg weitergeführt. In den Jahren nach 1955 gehörte die "Chemische" zu den Dresdner Kamerawerken Pentacon und wurde als Montagestätte für Kameras genutzt. Das gesamte Werksareal verfiel seit den 70iger Jahren mehr und mehr, da kaum Instandhaltungs- geschweige denn Instandsetzungsarbeiten erfolgten. Anfang der 90er Jahre drohte gar der Komplex nach Leerstand vollends zur Ruine zu verkommen. Durch mutiges Engagement einer "Investorengruppe", allen voran Frau Schwerg und Herr Peters, konnten der weitere Verfall gestoppt und durch überlegte Sanierung der vorhandenen Bausubstanz die früheren Produktionsgebäude und die Villa Eugen Dieterichs gesichert werden. Heute beherbergt das Gelände einen Künstler-, Handwerks- und Dienstleistungsstandort, der Basis für kreative Entwicklungen ist. Hauptnutzer ist das Unternehmen COLOSSEUM Design-Beratungsgesellschaft mbH. Aber auch der bekannte Dresdner Maler Max Uhlig hat hier sein Domizil gefunden.

Nachdem wir uns mit der Historie des Werksgeländes vertraut gemacht haben und ggf. auch eine Innenbesichtigung vorgenommen haben, was in Absprache durchaus möglich ist, können wir uns auf der schmalen Straße entlang des Helfenberger Baches weiter leicht bergan begeben. Vorbei am Pumpwerk der DREWAG, welches über eine Pumpleitung bis zum Napoleonstein in Weißig und sogar darüber hinaus bis nach Radeberg einen wesentlichen Teil der Wasserversorgung des Schönfelder Hochlandes - gespeist hauptsächlich aus dem Wasserwerk Hosterwitz - absichert, gelangen wir nach nur wenigen Schritten zur Wanderwegekreuzung "gelber Strich". Der Anstieg nach rechts führt zum Helfenberger Park und direkt in das Schönfelder Hochland. Wenige Meter weiter der Straße entlang könnte man auf Spurensuche nach der alten Ruine der ehemaligen Hilfenburg bzw. Helfenstein gehen. Wir wollen jedoch unseren "Spaziergang" nicht zu weit ausdehnen und nehmen so den "gelben Strich" nach links. In Pappritz angekommen befinden wir uns im neuen Wohngebiet "Am Helfenberg" und können wahlweise nach links oder rechts den um die Siedlung führenden Fußweg nehmen, um den Ausgangspunkt, die Straße des Friedens, zu erreichen.

Spaziergang als pdf:  

 

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geändert am___ 18-Mai-2008 ____von Jens Mizera