Spaziergänge um Pappritz

heute zum früheren Forsthaus

Der kleiner Rundgang soll uns durch dichte Buchenwäldchen, vorbei an einem historischen Kleinod in die ehemaligen Rockauer Weinberge führen. Unsere Tour beginnt in der mittlerweile sehr schön durchgrünten Wohnanlage "Am Helfenberg". Mit viel Liebe und Fleiß der dortigen Bewohner sind neben den 3 Wohnhöfen schmucke Einfamilienhausgrundstücke entstanden. Ein Blick in die hübschen Vorgärten ist allemal lohnenswert. Über den Wiesenweg (gelbe Wandermarkierung) gelangen wir hinunter in den Helfenberger Grund und queren hier den Helfenberger Bach.

Linker Hand auf einem Plateau befand sich die frühere Hilfenburg bzw. Helfenstein, die hier um 1150 entstanden sein soll. Die nur wenige 100 m² umfassende Wehranlage war Sitz einer kleinen Grundherrschaft und wurde 1349 erstmals als "castrum Helfenberg in districtu Dresden situm" urkundlich erwähnt. Ab 1397 gehörte sie der Familie von Ziegler und wechselte später mehrfach ihre Besitzer. 1445 erwarb die Familie Kundige Burg und Herrschaft Helfenberg, die 1510 an die Familie Karas kam. Zeitweise soll hier der Raubritter Barbaricy seinen Unterschlupf gehabt haben, um dessen grausame Taten sich eine Sage rankt. Die Burg selbst war ursprünglich mit einer großen Ringmauer umgeben und diente zunächst als Befestigungsanlage, später als Rittersitz. Teile des Gemäuers wurden 1775 in das jetzige Rittergut mit Herrenhaus Helfenberg verbaut. Die Burgruine stellt den Vorgängerbau des späteren Rittergutes Helfenberg dar. Sie ist jedoch selbst als Ruine heute kaum noch wahrnehmbar.

Jenseits der schmalen Straße führt uns der Wanderweg bergan nach Helfenberg. Auf halben Wege kann man am gegenüberliegenden Hang mit etwas Mühe doch noch Reste der Burg erkennen. Unmittelbar vor Eintritt in den Helfenberger Park ist der "gelbe Strich" der Wandermarkierung gut sichtbar an einer dicken Eiche angebracht. Genau um diese Eiche biegen wir rechts in einen nicht gekennzeichneten, schmalen Wanderweg fast oberhalb der Hangkante des Helfenberger Grundes ein. Zwei mächtige Kiefern bilden den "Tor-Eingang" dieses teils recht schmalen Wanderweges. Der Weg schlängelt sich durch einen schönen Buchenwald entlang des Helfenberger Grundes. Ein Blick hinunter lässt eines der insgesamt 29 Pumpwerke der städtischen Wasserversorgung erkennen, von denen das aufbereitete Wasser - hier aus dem Wasserwerk Hosterwitz - weiter in Hochbehälter gepumpt wird. Durch ein "Tor" zweier mächtiger Buchen erblickt man im Helfenberger Grund auch schon bald das Gelände der alten Papiermühle, die später das Domizil der weltbekannten Chemischen Fabrik Helfenberg AG wurde und heute Sitz der Colosseum Competence GmbH, u.a. mit der Kunsthalle des Dresdner Kunstvereins e.V., ist.

In nur wenigen Minuten gelangen wir an das Ziel unseres heutigen Rundweges: den noch existierenden Teil der ehemaligen Weinpresse, heute mehr unter dem Begriff "Alte Försterei" oder Forsthaus bekannt. Der Rockauer "Weinberg in der Kucksche", gelegen zwischen Helfenberger Grund und Pressgrund, gehörte zum Rittergut Helfenberg. Er wurde schon nachweislich Mitte des 17. Jahrhunderts - aufgeteilt in Winzerparzellen - durch 15 Rockauer Weinbauern bewirtschaftet. Angelangt am Forsthaus sind in der Umgebung überall die Trockenmauern des damaligen terrassenartig angelegten Weinberges zu erkennen. Der Gebäudekomplex des früheren Presshauses bestand aus zwei rechtwinklig zueinander angeordneten eingeschossigen Bauwerken, dem Winzerhaus (Wohnhaus) und dem Presshaus. Es soll bereits im Jahre 1673 als Winkelbau errichtet worden sein. Im Laufe der Jahre erfolgten mehrere Umbauten. Zuletzt im Zuge der Aufgabe des gesamten Weinbaus am Pillnitzer Elbhang aus verschiedenartigen Gründen, wie Reblaus und Fragen der Wirtschaftlichkeit des Standortes, zum Ende des 19. Jahrhunderts. Aufgrund der exponierten Lage des alten Presshauses mit einer Fernsicht über das Osterzgebirge bis in die Sächsisch-böhmische Schweiz erfolgte 1880 insbesondere für die Aufenthalte der königlichen Jagdgesellschaften ein Um- und Ausbau des Objektes zum Forsthaus. Das 8 x 8 Meter große unterkellerte Presshaus wurde wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt aufgestockt und ist mit flachen Zeltdach und seiner Fassadengliederung seitdem in seiner äußeren Form erhalten geblieben. Vom während dieser Zeit errichteten eingeschossigen 9 x 10 Meter großen Saalanbau (auch Jagdsaal genannt) mit Satteldach sind leider nur noch die Fassadenumrisse erkennbar. Das frühere, rechtwinklig hierzu stehende Winzerhaus (in der 1880 hergestellten Form 7 x 14 Meter groß, eingeschossig mit ausgebauten Dachgeschoss und einer Dachgaube) war wie der gesamte Gebäudekomplex seit den 50-er Jahren bereits dem Verfall gänzlich preisgegeben und ist mittlerweile abgebrochen. Noch in den 70-er Jahren bewohnt ist nun nur noch der ehemalige Standort erkennbar. Schließlich befanden sich zwischen Jagdsaal und Winzerhaus früher noch Stallungen bzw. Schuppen als Nebengelasse. Bis zum Zeitpunkt des demokratischen Umbruchs diente die Alte Försterei als kommunales Wohnobjekt. Ausbleibende Werterhaltungs- und Sanierungsleistungen ließen den gesamten Gebäudekomplex trotz denkmalspflegerischer unter Schutz Stellung mehr und mehr verwahrlosen, wobei die damaligen Mieter nach Berichterstellung der Bauaufsicht einen nicht unwesentlichen Teil dazu beigetragen haben sollen. Fast nicht mehr bewohnbar - der Jagdsaal befand sich jedoch in einem noch erhaltenswerten Zustand - wollte die ehemalige Gemeinde Rockau mittels Vergabe des Objektes in investitionsfreudige Privathand dem weiteren Verfall Einhalt gebieten. Unter einer Vielzahl von Interessenten entschied sich der damalige Gemeinderat für einen Investor mit klaren Zielvorgaben und Konzeptionen zur Sicherung und Erhalt der historisch wertvollen Bausubstanz. Im Nachhinein musste allerdings leider festgestellt werden, dass die Entscheidung nicht so sehr glücklich gewesen war. Obwohl im Kaufvertrag die Investitionsverpflichtung und der Erhalt des Denkmalsobjektes vereinbart worden waren, wich der Vorhabenträger von seinen ursprünglichen Zusagen ab. Anstelle schnellstmöglich Sicherungsarbeiten vorzunehmen, erfolgten entgegen des Denkmalschutzes Abrissarbeiten und damit folgerichtig behördliche Auseinandersetzungen. 15 Jahre weiteres Unterlassen notwendiger Sanierungsarbeiten bedeuteten nach den vorgenannten Abrissarbeiten so gut wie den Todesstoß für das Baudenkmal. Im vergangenem Jahr fand nunmehr ein Rechtsträgerwechsel des Grundstückes statt mit der Zielstellung, das alte Forsthaus mit Jagdsaal unter Beachtung denkmalspflegerischer Vorgaben zu sanieren bzw. wieder herzustellen und einer Wohnnutzung zuzuführen. Für das Anwesen auf der Anhöhe des ehemaligen Rockauer Weinberges wäre es eine Rettung in letzter Minute, selbst wenn Unwiederbringliches bereits verlorengegangen ist.

Bevor der Rückweg nach Pappritz in Angriff genommen wird, sollte man nicht versäumen, einen kurzen Abstecher zu einem "Aussichtspunkt" in etwa 60 Meter Entfernung südlich des Forsthauses zu unternehmen, der mit den Umbaumaßnahmen um 1880 angelegt wurde und zum Gesamtkomplex gehörte. Von dem kreisrunden Plateau mit ca. 10 Meter Durchmesser muss sich früher, bevor sich der ehemalige Weinhang bewaldete, eine herrliche Weitsicht gegeben haben, die man heute nur noch in der laubfreien Zeit annähernd erahnen kann. Die hier vor 115 Jahren durch Prinz Albert gepflanzte Linde fiel vor einigen Jahren entweder dem Sturm zum Opfer bzw. wurde durch Blitzeinschlag derart geschädigt, dass nur noch der Stamm den Standort markiert. Genaueres ist dem Verfasser leider nicht bekannt.

Zurück zur ehemaligen Weinpresse, vorbei am Forsthaus und an der Baugrube des ehemaligen Winzerhauses biegen wir rechts in die Pressallee (heutige Bezeichnung: An der Försterei) ein. Der Weg führt an einem Reiterhof der Westernreiter vorbei direkt auf die Verbindungsstraße zwischen Helfenberg und Rockau, in die wir links nach Helfenberg einbiegen. Hier folgen wir der Straße rechts an Helfenberger Park und Rittergut vorbei der Wandermarkierung roter Punkt bis in den Helfenberger Grund. Vor dem in Gönnsdorf entspringenden Helfenberger Bach weist die rote Punkt Markierung den Weg nach rechts (Ziegeleiweg genannt). An der Pappritzer Straße verlassen wir die nach Gönnsdorf führende Wandermarkierung und biegen nach links in Richtung Pappritz ab, um zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren.

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geändert am___ 18-Mai-2008 ____von Jens Mizera