Zur Herbst- und Winterzeit, wenn die Sonne tiefer steht und oft überhaupt nicht aus den Wolken auftaucht und wenn das Wetter ungemütlich, nass und kalt ist, möchten die meisten Menschen die eigenen vier häuslichen Wände am liebsten überhaupt nicht erst verlassen. Aber gerade zu dieser Zeit ist es für den Körper, den Geist und die Seele umso notwendiger, die wenigen Sonnenstrahlen für die eigene Gesundheit einzufangen. Oft fällt es dabei schwer, sich zum Aufbrechen zu überwinden - es sei denn, es gibt einen wichtigen oder gar zwingenden Grund hierfür. Derart kategorisch will dieser kleine Beitrag nun nicht daher kommen, doch wie wäre es, wenn er bei dem einen oder anderen das Interesse weckt, eine nicht allzu anstrengende Wanderung nach Pillnitz zu unternehmen. Pillnitz? Ach ja, da war man doch auch schon lange nicht mehr! Und es sind ohnehin nur etwa 5 km, wenn wir mit dem Bus zurück fahren. Also, auf geht's!
Wir beginnen die kleine Winterwanderung, die eigentlich für die meisten
mehr ein Spaziergang sein wird, am Pappritzer Hof. Hier begeben wir uns in das
Wohngebiet Am Helfenberg und treffen auch schon auf die Wandermarkierung gelber
Strich, die uns bis Pillnitz begleiten wird. Übrigens befinden wir uns nun
zugleich auf einen kleinen Abschnitt des "Dichter-Musiker-Maler-Weges"
(DMM), dessen erste Etappe mit 9,6 km entlang der Elbhänge von Loschwitz
bis Hosterwitz führt. Die weiteren 4 Etappen des DMM führen durch die
Sächsische Schweiz bis zum Prebischtor in die Böhmische Schweiz. Einmal
im Jahr findet eine organisierte Wanderung auf dieser Strecke statt - am 06.Juni
2009 bereits zum 9. Mal. Die Wanderfreunde können sich für unterschiedliche
Streckenlängen entscheiden und auch an verschiedenen Zwischenstationen ihren
Abschnitt beginnen bzw. enden. Einige beginnen dann bereits in den frühen
Morgenstunden (ab 04:00 Uhr) die Wanderung am eigentlichen Startpunkt mitten auf
dem Blauen Wunder, um die gesamte Strecke mit im Ganzen 95,5 km zu absolvieren.
Interessenten erhalten unter www.dichtermusikermaler-weg.de
weitere Informationen. Doch zurück zu unserer Tour: der "Waldweg nach
Helfenberg" führt uns durch den Helfenberger Park am einstigen Rittergut
Helfenberg vorbei. Dank der laublosen Bäume zu dieser Jahreszeit können
wir die ersten Sanierungsaufwendungen am Herrenhaus wahrnehmen. Der fortwährende
Verfall konnte endlich aufgehalten werden; dank der Vergabe an zwei junge Bauwerksliebhaber.
Entlang an der ehemaligen Stallanlage lässt sich von hier aus ein schöner
Blick auf Pappritz werfen. Wer nach oder durch Rockau kommt, sollte sich unbedingt
ein paar Minuten Entspannung am Rockauer Hiefel gönnen. Der Blick in und
über das Elbtal ist ganz einfach faszinierend! Die Rockauer haben hier im
Jahre 2007 mit viel Fleiß und Liebe selbst Hand angelegt, um den touristischen
Aussichtspunkt das heutige Aussehen zu verleihen. Dank finanzieller Spenden konnte
gar ein lang ersehnter Wunsch umgesetzt werden - die Aufstellung einer geodätischen
Orientierungstafel. Den Besuchern ist es nun besser möglich, beispielsweise
den in 31 km Entfernung liegenden Schneeberg oder den Geisingberg im Osterzgebirge
zu lokalisieren. Durch das engagierte Wirken der Mitglieder der Bürgerinitiative
konnte auch die lang ersehnte Umgestaltung des Dorfplatzes bis hin zur Wiedererrichtung
des Rockauer Dorfbrunnens initiiert werden. (Ein fotografisches Abbild des Dorfbrunnens
findet sich im diesjährigen Brunnenkalender wieder.) Ehrgeiz und Ausdauer
führen letztlich doch zum Erfolg, auf den die Rockauer wahrlich stolz sein
können. Unser Weg führt uns an diesem Brunnen sowie der kleinen neugestalteten
Parkanlage vorbei bis zum neu errichteten Dorfplatz. Über einen recht schmalen
Pfad steigen wir nun zur Keppmühle in den gleichnamigen Grund hinab. Die
Keppmühle war einst eine von vier Mühlen im Keppgrund. Mit der touristischen
Erschließung des Keppgrundes im 18./19. Jahrhundert wurde im Mühlengebäude
eine Ausflugsgastronomie eingerichtet. Schnell entwickelte sich die Keppmühle
zu einem beliebten Ausflugslokal zwischen dem Elbtal und dem Schönfelder
Hochland. Auf dem romantischen Wanderweg bis nach Hosterwitz/Pillnitz hat sich
unter anderem auch der berühmteste Mühlengast Carl-Maria-von-Weber gern
inspirieren lassen. Die Mühle selbst wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
betrieben. Der Gaststättenbetrieb wurde leider bereits vor nunmehr schon
25 Jahren eingestellt. Die Lokalität der Keppmühle wurde in früheren
Zeiten gern für studentische Zwischen- oder Abschlussfeste auserwählt,
worüber bis etwa 1990 zahlreiche Erinnerungstafeln im Außengelände
der Keppmühle berichteten. Vorsichtig die Stufen hinab steigend treffen wir
nun auf den Keppbach, der aus Quellgebieten nördlich der Ortsteile Cunnersdorf
und Schönfeld gespeist wird und nach fast 5 km nahe der Kirche Maria am Wasser
in Hosterwitz von der Elbe aufgenommen wird. Es ist unglaublich, welche Wassermassen
sich auf einer so kurzen Strecke insbesondere bei Starkniederschlägen im
Bachlauf sammeln und abwärts wälzen. Der Keppbach begleitet uns bis
nach Hosterwitz. Die mächtigen Buchen entlang des Weges, größere
Felsbrocken im Bachbett sowie das dröhnende Rauschen des Gewässers im
Gefälle hinab und um die Steine herum lassen auch uns in romantischen Gedanken
versinken wie einst Dichter, Musiker und Maler. Das frühere Winzerhaus auf
der Dresdner Straße 44 war einst Sommersitz des Hofkapellmeisters Carl-Maria-von
Weber. Hier hielt sich Weber mit seiner Familie in der wärmeren Jahreszeit
der Jahre 1822 bis 1824 auf. In diesem Haus entstanden auch die Opern "Der
Freischütz", "Euryanthe" und "Oberon" sowie die
"Aufforderung zum Tanz". Das typisch sächsische Winzerhaus beherbergt
heute ein Carl-Maria-von-Weber-Museum. Es hat von Mittwoch bis Sonntag 13:00 bis
18:00 Uhr geöffnet. Unmittelbar nach dem Gebäude des Museums verlassen
wir unsere Wandermarkierung gelber Strich und biegen rechts in den Eichbuschweg
ein. In Pillnitz kann man nun je nach Lust und Zeit an die kleine Wanderung einen
Parkspaziergang anschließen oder sich in einem der Lokale stärken.
Die Buslinie 83 verkehrt für die Rückfahrt etwa im Viertelstundentakt.
Am Körnerplatz steigt man dann in die Linie 61 (Fernsehturm) um.
Spaziergang als pdf: | ![]() |
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