13. Pappritzer Gespräch

"Der Doktor und das liebe Vieh"

Nachdem zuletzt Herr Prof. Dr. L. Schultz die Pappritzer mit der Materie der "supraleitenden Magnetschwebebahn" vertraut gemacht hatte, scheint offensichtlich zumindest eine "Restmenge" der magnetischen Wirkung im Bürgerhaus verblieben zu sein. Zumindest hatten der Dorfklub als Veranstalter und auch der Gast des 12. Pappritzer Gespräches, Tierarzt Herr Dr. Häse diesen Eindruck, denn wie magnetisch angezogen kamen mehr und mehr Bürger, so dass zunächst Stühle über Stühle gerückt werden mussten.

In gewohnter Manier begrüßte Frau Irina Simon - wenn auch diesmal etwas ehrfürchtig - den bisher an Lebensjahren erfahrensten Gast der Pappritzer Gesprächsrunde, den "Viechdoktor" Gunter Häse - ein Pappritzer Urgestein in 7. Generation, sowie die über 70 Gäste.

Als Fleischersohn hatte der heute fast 79-jährige damals natürlich den Beruf eines Fleischers zu erlernen. Die Lehrzeit selbst fiel in die Jahre des 2. Weltkrieges. Parallel zur Meisterschule begann Dr. Häse 1949 an der Abendoberschule die Hochschulreife zu erlangen. So erhielt er 1953 Zugang an der Universität in Leipzig für ein Veterinärmedizinstudium, welches er 1955 abschloss. Die Promotion folgte 1959. Nach der Pflichtassistenzzeit begann Dr. Häse seine eigene Praxisarbeit ab 1960 in Glashütte. Aufgabenschwerpunkte waren dabei speziell in der Rinderwirtschaft die Diagnostik und Therapie, die Zuchthygiene sowie die Tierseuchenbekämpfung. Das Einsatzgebiet erstreckte sich auf alle Gemeinden um Glashütte bis hin zur tschechischen Grenze. Anfang der 90er Jahre kehrte Dr. Häse, der sich trotz Tätigkeit in Glashütte nach wie vor als Pappritzer fühlt, in seinen Heimatort zurück und eröffnete hier eine Tierpraxis, vorwiegend für Kleintiere, seit 2005 in Gemeinschaft mit Frau Dipl. Vet. med. Taina Häse.

Mit seiner Ehefrau Monika Häse steht dem Tierarzt seit über 50 Jahren eine treue und zuverlässige Lebensgefährtin zur Seite, die ihm stets in privaten Dingen wie auch dienstlich eine große Hilfe und Unterstützung war und ist. Die ältere der beiden Töchter, Frau Dr. med. Barbara Schulze wird nur in Ausnahmefällen tiermedizinisch tätig, nämlich dann, wenn es mal unumgänglich ist und in ihr Fachgebiet - die Zahnmedizin - fällt.

Geschickt und kurzweilig stellte Frau Simon den Pappritzer Tierarzt ins rechte Licht und entlockte Herrn Dr. G. Häse so allerlei Episoden und Anekdoten aus seiner langjährigen Berufspraxis. Interessant waren schließlich die Schilderungen über seine Einsätze im Dresdner ZOO im Zusammenwirken mit damaligen Direktor Herrn Prof. Dr. H. Lücker und vor allem im Zusammenhang mit der Anwendung seines Narkosegewehrs, u.a. auf der "Jagd" nach einem ausgebüxten schottischen Hochlandbullen, der die Innenstadt verunsicherte. Der unermüdliche Herr Dr. Häse hat sich für den 3. Abschnitt seines Lebens - 33 Jahre Pappritz, 33 Jahre Glashütte und seit 1992 wieder Pappritz (mindestens wieder 33 Jahre!) -noch sehr viel vorgenommen. Dazu ihm und seiner Familie alles Gute sowie beste Gesundheit.

Den Mitgliedern des Dorfklub Pappritz e.V. sei an dieser Stelle für die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungsreihe namens der Gäste ein großes Lob und Dankeschön gezollt. Am 14.04.2005 wird sich alles um Zahlen und Statistiken drehen, wenn die Wirtschaftsexpertin Frau Prof. Meeth-Milbradt den Pappritzern im Bürgerhaus Rede und Antwort steht.

Ausgebildeter Fleischermeister wird Tierarzt:

Dr. Häse hat im Betrieb des Vaters das Fleischerhandwerk erlernt, obwohl er sich bereits in seiner Kindheit für den Beruf eines Tierarztes sehr interessierte - damals aber auch hauptsächlich wegen des schicken Autos des Tierarztes der Marke "Wanderer". Herr Dr. Häse erzählt:

"Als ich noch klein war, wollte ich unbedingt Tierarzt werden. Ausgelöst wurde der Wunsch durch meine Eindrücke und Erlebnisse mit dem Landarzt, der öfters in der elterlichen Fleischerei zu tun hatte. Er war ein etwas mürrischer Mann in höherem Alter - vielleicht 40 bis 65 Jahre! Er trug Gamaschenstiefel, mit denen er über den Hof schlupfte, Stiefelhosen mit Sportsakko und Weste, ständig ein ordentliches Hemd mit Krawatte. Herr Dr. Lohse hatte natürlich noch andere Vorzüge: aus dem Sakko sah man ein schönes Bäuchlein sich hervorwölben, welches die Weste nach vorn so ausbeulte, dass er damit genau gegen das Lenkrad stieß. Schon wenn er am Eingangstor unseres Hofes anhielt, lief ich ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Er antwortete mit einem knurrigen Gruß und begab sich in das Schlachthaus. Ich blieb natürlich bei seinem "Wanderer" stehen und war von dem Auto so fasziniert, dass mir die Zeit nur selten lang wurde. Wenn er aus dem Schlachthaus zurückkehrte, durfte ich auf dem Beifahrersitz bis zum Ausgang unsres Ortes mitfahren und dann zu Fuß zurückgehen.

Ich wurde älter und hatte meine schulischen Pflichten zu absolvieren, wobei das Interesse für den Doktor in keiner Weise geschmälert wurde - nur trafen wir uns dann seltener. Doch als ich konfirmiert wurde, bekam ich von ihm ein wunderschönes Schreibservice, das einen Ehrenplatz in meiner Andenkensammlung erhielt."

Familie und Tierarztpraxis:

Die Bernhardinerhündin der Fam. Häse war hochtragend, 64 Tage! Meint Dr. Häse zu seiner Frau: "Wenn sie bis morgen nicht wirft, machen wir Kaiserschnitt!". Daraufhin die kleine Tochter Taina: "Kann ich da zuschauen oder steckt Kaiserschnitt an?"

Die Töchter Barbara und Taina fuhren gern mit Dr. Häse auf Praxis, gab es doch immer etwas zu erleben. Es geschah, dass Dr. Häse mit dem Auto bereits auf dem Weg zum nächsten Patienten war, als er vom Hofbesitzer des vorangegangenen Einsatzortes mit dem PKW überholt wurde:. Fragt dieser den Dr. Häse: "Brauchen Sie die noch?" und zeigt im Fonds auf Taina, die sich auf dem Hof "verkrümelt" hatte.

 

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geändert am___ 17-Aug-2007 ____von Jens Mizera