14. Pappritzer Gespräch

Statistiken, Zahlen und Formeln im Bürgerhaus

Nicht die Zitate zur "Statistik" von Winston Churchill ("Ich glaube erst an Statistiken, wenn ich sie selbst gefälscht habe") oder von Franklin D. Roosevelt ("Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber. Denn laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Kerl jeder eine halbe Million") waren Thema des 13. Pappritzer Gespräches, sondern ein allgemeiner Überblick über den Sinn und Inhalt der Statistik, die in alle Bereiche unseres Lebens greift und zugleich Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit besitzt. Zugegeben: mancherorts wird das Thema "Statistik" wirklich etwas locker - hin und wieder gar mit einem "Schmunzeln" betrachtet. Beim Wort "Statistik" denkt man zu aller erst an umfangreiche Tabellen oder an grafische Darstellungen, die irgendwelche Sachverhalte verdeutlichen (oder auch verschleiern) sollen. Oft wird aber auch nur der "Durchschnittswert" darunter verstanden. Und schon drängt sich lapidar der Volksmund auf: "Im Durchschnitt war der Teich einen Meter tief und trotzdem ist die Kuh ertrunken!". Man fragt sich also, was mit diesen Zahlenwerken eigentlich erreicht werden soll und wofür diese vom Nutzen sind.

Frau Prof. Angelika Meeth-Milbradt, seit nunmehr 11 Jahren in Pappritz zu Hause ("Mir gefällt es hier sehr gut, hier will ich nicht mehr weg!"), brachte am 14.04.2005 "Licht ins Dunkel" der Statistik. Ohne zu zögern hatte Frau Meeth-Milbradt dem Dorfklub zugesichert, über sich und ihr Aufgabengebiet Frage und Antwort in der Gesprächsreihe zu stehen. So konnte Frau Irina Simon gut vorbereitet die Wirtschaftsexpertin den zahlreich erschienen Gäste vorstellen.

Frau Meeth-Milbradt verbrachte ihre Kindheit in Senden/Westfalen und erlangte im nahe gelegenen Münster die Hochschulreife. Obwohl sie eigentlich Lehrerin wie ihre Mutter werden wollte, entschied sie sich für ein Studium in den Wirtschaftswissenschaften. An der Universität in Münster konnte sie in dieser Fachrichtung 1968 erfolgreich ihr Diplom verteidigen. 2 Jahre später erhielt sie an der Universität Münster eine Assistentenstelle am Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie. Zur Erläuterung: unter Ökonometrie versteht man das Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft das die ökonomische Theorie, die Mathematik, die Wirtschaftsstatistik und die Analytische Statistik zusammenführt, um ökonomische Phänomene zu analysieren. 1974 erfolgte dann die Berufung zur Fachhochschullehrerin in der vorgenannten Fachrichtung nach Gießen, in der sich Frau Meeth-Milbradt mehr und mehr zu einer Spezialistin entwickelt hat. Dort lehrte Frau Meeth-Milbradt - mit einer 6-jährigen Unterbrechnung ihrer Berufstätigkeit zugunsten der Familie - bis 1992. 1990 wurde ihr Mann zum sächsischen Finanzminister berufen Über kurz oder lang stand nun aus familiärer Sicht ein Wohnortwechsel bevor. Kaum im neuen Häuschen in Pappritz im Jahr 1994 eingezogen, konnte Frau Meeth-Milbradt an der Hochschule für Wirtschaft und Technik ihren Beruf als Hochschullehrerin wieder aufnehmen, wenn auch nicht in ihrer bisherigen speziellen Fachrichtung. Im Jahr 2002 erfolgte eigeninitiiert eine längere Beurlaubung. Grund war hier das Augusthochwasser. Mit weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürgern gründete sie den Verein Sachsen helfen e.V. - eine Verbändeinitiative der sozialen Wohlfahrtsverbände, des Sächsischen Freistaates, des Sächsischen Landkreistages und des Sächsischen Städte- und Gemeindetages - und übernahm den Vorsitz. Der Verein Sachsen helfen e.V. wurde gegründet, um in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsorganisationen und Hilfsaktionen Spenden für die Hochwassergeschädigten koordiniert einzuwerben und zu bündeln. Besonderes Anliegen des Vereins war es, auch kleineren Orten finanziell zu helfen, die Aufmerksamkeit auf nicht so bekannte aber nicht weniger geschädigte Gemeinden und ihre Bewohner zu lenken. Insgesamt mussten durch den Verein Millionenbeträge verwaltet und verteilt werden.

Frau Meeth-Milbradt ist seit rund 30 Jahren mit Herrn Prof. Dr. Georg Milbradt verheiratet, den sie während des Studiums in Münster kennen lernte und der zugleich Assistentenkollege an der Universität im Fach Finanzwissenschaft war und sich nach seiner Habilitation (1980) ab 1983 um die städtischen Finanzen in Münster kümmerte. Zur Familie gehören die mittlerweile erwachsenen Söhne Alexander und Konstantin.

Den Gästen des Abends erläuterte Frau Meeth-Milbradt in verständlicher und beispielhafter Form die Grundzüge ihres Fachgebietes, der Ökonometrie (s. oben). Den aufmerksamen Hörern wurde vermittelt, dass die Statistik die Wissenschaft und Kunst der Erfassung und Analyse von Datenstrukturen ist, die zugleich unvermeidliche Unschärfen berücksichtigt, die durch zufällige Schwankungen und Fehler verursacht werden. Diese Datenanalysen und -auswertungen sind als Grundlage für die Bestimmung von Entwicklungstendenzen und -vorausbestimmungen in allen Bereichen unseres Lebens unabkömmlich. Beispielhaft seien hierfür die allen bekannten Wahlprognosen, die sich aus statistischen Mittelwerten bestimmen, genannt. Oder auch die Datenauswertungen im kommunalen Bereich, um entsprechend absehbarer Entwicklungen entsprechend Vorsorge tragen zu können. Hier befasst sich der Stadtrat auf der Grundlage der Statistiken und Prognosen beispielsweise in Form der Kindertagesstättenbedarfsplanung, des Schulentwicklungsplanes oder des Brandschutzbedarfsplanes. Aber auch für die Wirtschaft ist die Statistik in gleichem Maße unverzichtbar zum Beispiel für eine bedarfsgerechte Produktsteuerung. Während des "bürgerverständlichen Fachvortrages" der Frau Meeth-Milbradt hatte Frau Simon teils alle Mühe, das Wort wieder zurückzunehmen. Schließlich sollte Frau Meeth-Milbradt ja auch noch den abschließenden Fragenkomplex zu besonderen Vorlieben (wie Sprachen!), Lieblingsfarbe, -jahreszeit usw. beantworten. Alles in allem ein gelungener kurzweiliger Abend, für die Gäste gab es wie gewohnt, viel Neues über eine Pappritzer Bürgerin und deren Tätigkeit zu erfahren. Für die Vorbereitung und Durchführung ein herzliches Dankeschön an den Dorfklub e.V. und die Moderatorin Frau Simon.

 

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geändert am___ 17-Aug-2007 ____von Jens Mizera