18. Pappritzer Gespräch

Vom Sportwissenschaftler zum Wirtschaftsexperten

Seit 7 Jahren wohnt und lebt Herr Rainer Seifert mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Pappritz. Unter den Pappritzern sind sie eher wohl weniger bekannt. Umso erfreulicher, dass interessierte Mitbürger am 12.04.2006 etwas mehr über den Mann erfahren konnten, der maßgeblich an der Umsetzung des Stadtratsbeschlusses zum Verkauf der WOBA vom 09.03.2006 beteiligt war. Schließlich gehört auch das Bürgerhaus in Pappritz mit zum Verkaufspaket der WOBA an den amerikanischen Pensionsfonds FORTRESS. Knapp 30 Besucher waren der Einladung des Dorfklubs Pappritz e.V. gefolgt. Noch vor Beginn der Gesprächsrunde wurde sehr rege eine Originalgoldmedaille von den Olympischen Winterspielen in Turin in Augenschein genommen. Man war gespannt, was diese recht aktuelle Goldmedaille mit Herrn Seifert verbindet. Die Vorstellung des Gastes sowie die Führung des Gespräches übernahm in gewohnter Art und Weise die Vorsitzende des einladenden Vereins Frau Irina Simon.

Was es mit der besagten Goldmedaille und auch den ausgestellten Ski sowie eines Gewehres auf sich hat, wurde den aufmerksamen Zuhören bald klar. Herr Seifert begann bereits in frühester Kindheit leistungsorientiert Sport zu treiben. Es war somit sicher nicht so sehr verwunderlich, dass er nach seiner Elektronikerausbildung in Radeberg nicht im erlernten Beruf arbeitete bzw. sich weiterentwickelte, sondern ein Sportwissenschaftsstudium an der DHfK in Leipzig mit der Ausrichtung auf Biathlon aufnahm und 1984 eine Trainerlaufbahn in Altenberg/Zinnwald begann. Seit 1985 trainierte er die Juniorenmannschaft der DDR, aus der eine Reihe erfolgreicher Sportlerpersönlichkeiten hervorging. Eher Gründe der Enttäuschung über die praktizierte bundesdeutsche Sportpolitik, insbesondere eine Art "Kaltstellung" bzw. offensichtlichen Benachteiligung der erfolgreichen ostdeutschen Trainer gegenüber den weniger erfolgsverwöhnten Berufskollegen aus den alten Bundesländern, waren Anlass, dass der frühere deutsche Studentenmeister sowie Meisterschaftsteilnehmer 1990 seinen Trainerberuf an den berühmten Nagel hängte und ein zweites Studium - Betriebswirtschaftslehre - begann, welches er 1993 erfolgreich abschloss. Nach 4-jähriger Tätigkeit bei einer amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nahm Herr Seifert eine Arbeit als kaufmännischer Leiter und Prokurist bei der damaligen Wohnbau Nordwest auf, die später (2003) Bestandteil der neugegründeten WOBA Dresden wurde. Während der Arbeit bei der Wohnbau Nordwest bestand seit 1999 eine zusätzliche wesentliche Aufgabe des Herrn Seifert darin, einen Stadtratsbeschluss umzusetzen - nämlich zunächst für den Bau eines internationalen Kongress Zentrums in Dresden quasi den Betreiber zu akquirieren sowie schließlich das Management für die Vorbereitung sowie die Durchführung des Vorhabens bis zur Fertigstellung heutigen ICC zu betreiben. Im 2004 neuformierten Unternehmen, einem Zusammenschluss der städtischen Wohnungsgesellschaften, ist Herr Seifert für die kaufmännische Geschäftsführung verantwortlich. Dazu gehören unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit, das Controlling, das gesamte Finanzwesen, die Datenverarbeitung, die Personalführung, das Gewerbemanagement, aber auch der Einkauf. Sozusagen ein Job rund um die Uhr, der zugleich Gradmesser für Erfolg und Misserfolg des Unternehmen ist. Die seit 2004 genommene positive Entwicklung und Stabilität des Unternehmens WOBA ist Ausdruck dafür, dass Herr Seifert sein Handwerk versteht. Aktuell in aller Munde ist der gemäß Stadtratsbeschluss nunmehr realisierte Verkauf des Unternehmens WOBA, der wiederum federführend auf den Schultern des kaufmännischen Geschäftsführers lastete und zu realisieren war.

Herr Seifert versprach den Besuchern, dass das zum Gesamtpaket gehörende Objekt Schulstraße 8 keinen Schwerpunkt am Gesamtbestand darstellt und das Haus als Bürgerzentrum gesichert bleiben soll. Nur muss sich selbstverständlich über kurz oder lang die Landeshauptstadt Dresden mit der nun nicht mehr der Stadt gehörende WOBA zu den Mietbedingungen verständigen. Das Haus Schulstraße 8 wurde schließlich dem wirtschaftlichen Unternehmen FORTRESS von der Stadt lastenfrei verkauft. Und FORTRESS als neuer Eigentümer ist als Pensionsfonds verpflichtet, Rendite zu erwirtschaften. Bleibt zu hoffen, dass die Landeshauptstadt für die bestehende vertragsrechtliche Konstellation, wonach die Stadt Dresden den Pappritzer Bürgern gemäß der Vereinbarungen über den Gemeindezusammenschluss aus 1993 und der Eingliederung aus 1998 die betreffenden Räumlichkeiten in der Schulstraße 8 für gemeinnützige Zwecke dauerhaft unentgeltlich zur Verfügung zu stellen hat, eine Lösung parat hat und sich mit der WOBA verständigen wird. Für die Besucher war es ein sehr interessanter kurzweiliger Abend. Die eingangs erwähnte "echte" Goldmedaille aus Turin gehört natürlich nicht Herrn Seifert, sondern dem Mitglied des Staffellaufes Michael Rösch, der diese vertrauensvoll seinem Freund leihweise überlassen hatte. Herr Seifert pflegt schließlich nach wie vor sehr gute Kontakte zu den Biathleten im Erzgebirge. Und wann bekommt denn ein Pappritzer schon mal die Gelegenheit, ein echte olympische Goldmedaille in den Händen zu halten? Vielen Dank Herr Seifert und persönlich wie beruflich weiterhin alles Gute sowie Erfolg!

 

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geändert am___ 17-Aug-2007 ____von Jens Mizera